Mittwoch, 30. November 2022

Irene Vallejo: El infinito en un junco

Vallejo erzählt die Geschichte der antiken Bibliothek von Alexandria und weiterer Büchertempel aller Jahrhunderte. Die spanische Autorin webt elegant zahllose Anekdoten und Gedanken mit ein - über Bücher, das Lesen und Schreiben, Erzählen und Erfahren, Lehren und Lernen, Sammeln und Suchen, Buchläden und Buchgeheimnisse. Über das versunkene und lautlose Lesen, das erstmals der Heilige Ambrosius praktiziert haben soll, Schrift auf der Haut als Tattoo, darüber, wie die Form des Buches die Gedanken formt, die beim Lesen entstehen… Und sie verteidigt den - auch meiner Meinung nach absolut verdienten - Literaturnobelpreis für Bob Dylan („Un Nobel para la oralidad“). Das ist nämlich der genuine Ursprung der Dichtung: Sie wurde gesungen.

Wer wie ich Bücher über Bücher liebt, wird fasziniert sein. Nicht, dass Vallejo aufregend Neues erzählt. Sie hat vielmehr alles Erdenkliche aus der Welt der Bibliophilie zusammengetragen. Das Sachbuch plätschert sehr anregend dahin, wie wenn man einer geistreichen Person zuhört und hinterher feststellt, dass man nicht unbedingt etwas gelernt hat, aber sehr gut unterhalten wurde. 

Also lesenswert, aber kein Muss. Die 500.000 verkauften Exemplare, auf die das Buchcover hinweist, sind sicherlich auch einer geschickten Vermarktungsstrategie zu verdanken. Für mich persönlich aber eine Bereicherung.



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