Lobhudeleien und Verrisse
Buchkritiken von Bernhard Hampp
Sonntag, 21. Juli 2024
Harry Mulisch: Augenstern
Christine Féret-Fleury: Das Mädchen, das der Metro las
Richtig Spaß aber machen die poetischen, originelle Betrachtungen über Bücher, Lesen und alles, was damit zusammenhängt. Das findet hier weit mehr Platz und liest sich hinreißender als in den meisten anderen Werken dieses speziellen, von mir geliebten Genres. Die Autorin liebt Bücher, o ja.
Über Antiquariate:
„Der Buchhändler hinten in seinem Laden war nichts als ein gebeugter, stiller Schatten, ein grauer Rücken, von einer Asche aus Eintönigkeit bedeckt, vielleicht saß er schon seit Jahrhunderten so da, seit man dieses Haus erbaut hatte…“
Über Bücher
„… mürrische gelehrte, Verliebte, entfesselte Furien, potentielle Mörder, und zarte Yundi rechten, zerbrechlichen jungen Mädchen, die Hand, Mädchen, deren Anmut mit jeder Wort reichen Beschreibung mehr zu viel. Manche Bücher waren wie stürmische, und rasierte Pferde, die mit einem davon galoppierten, während man sich klopfen, den Herzens an ihre Mähne klammerte. andere glichen Booten, die des nachts friedlich bei Vollmond über einen See glätten. Wieder andere waren wie Gefängnisse.“
Tja, und ich habe dieses Buch übrigens aus einer Kiste „Zu verschenken“ am Straßenrand gezogen. Es war noch ungelesen…
Donnerstag, 30. Mai 2024
Von Wellen und Weite. Die schönsten literarischen Geschichten vom Meer
Ja klar, ein Geschenkbuch. Aber was für eines! Hier ist die Zusammenstellung von literarischen Prosatexten und Gedichten über das Meer wirklich gelungen - wenn man einmal von vereinzeltem getretnem Quark wie Sergio Bambarens Der träumende Delphin absieht.
Und ich habe viele, viele solcher Bücher in meinem Regal stehen.
Packend: Melania Gaia Mazzuccos Vita, Thomas Manns Tod in Venedig, Albert Camus Hochzeit des Lichts. Immer wieder faszinierend: Melvilles Moby Dick. Herrlich illustriert mit maritimen Aquarellen.
Christian Kracht: Faserland
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXxaQ7bdt33XhpxUK2DJt-C7D94459skZfCbSq5GGxqN-a0pkLxIy7vVeYs-auwMZS5Bnb7oF-0Voyfz60keEeN4nHiulnulH_cdnpkSb7d_imbutehvU2wbeJPxA6-c3eaZLQ7catkSkypy3huApuC56slP8x7QvLq_Hcj3vxfLRxq0l8NeIWpSmTa-nW/w132-h200/IMG_3540.jpeg)
Auch wenn manches nach 30 Jahren aus der Zeit gefallen ist - normal. Ein so naives Stolpern durch die Republik wie in der sorgenfreien Nachwendezeit ist heute undenkbar. Aber diese naive Figur, die sich für abgeklärt hält und das übertrieben zur Schau stellt, ist zeitlos.
Wenn sich Krachts Held im Lufthansaflieger mit den in seinem Luxussakko (natürlich steht da eine Marke, aber die schaue ich jetzt nicht nach) gehamsterten Ehrmann-Joghurts vollsaut und schließlich einfach darüber hinweggeht, das erinnert schon sehr an Christian Reuters Schelmuffsky. Ein perfekter Schelmenroman. In 1979 kriegt der Bubi dann die ersehnte Abreibung und muss im chinesischen Straflager die Maden aus seiner eigenen Scheiße fressen.
Kracht mag Pathos. Das ist am Ende (an Thomas Manns Grab) nicht zu übersehen. Und tritt in späteren Romanen noch deutlicher hervor. Ist halt so. Dafür kann er wirklich, wirklich schreiben.
Mittwoch, 20. März 2024
Iris Wolff: Lichtungen
Mittwoch, 10. Januar 2024
Christian Rieck: Anleitung zur Selbstüberlistung
Finanzwissenschaftler Christian Rieck zeigt in seiner "Anleitung zur Selbstüberlistung" auf, wie die Spieltheorie hilft, Arbeitsleben und Alltag zu organisieren.
Warum tun wir so oft nicht das, was wir sollen – und eigentlich auch wollen? Diese Frage stellt Christian Rieck, Professor für Finanzwesen in Frankfurt, Spieltheorie-Experte und erfolgreicher Youtuber, in seinem Buch "Anleitung zur Selbstüberlistung".