Donnerstag, 25. März 2021

Michael Breckwoldt: Essen aus der Natur

Wussten Sie, dass die jungen Blätter der Walderdbeeren zu Salaten und Kräuterquark gegeben werden können? Dass man die Blätter der Fetthenne in Teig ausbacken kann? Dass die Blätter des Frauenmantels eine Flüssigkeit ausscheiden, mit denen Alchimisten Gold gewinnen wollten? Dass der Gute Heinrich, ein Gänsefußgewächs, seinen Namen von alten Erzählungen hat, in denen Elfen und Kobolde mit Vorliebe Heinrich hießen?

Bisher nicht? Dann gibt es in diesem Buch, das sowohl als Führer als auch Schmöker geeignet ist, eine Menge zu erfahren. Grob eingeteilt ist der Inhalt aus kompakten Porträts in essbare Kräuter, Gehölze und Pilze. Thematisiert werden mögliche Fundorte Merkmale, sammelwürdige Pflanzenteile, Inhaltsstoffe, Verwendungsmöglichkeiten und wissenswerte Anekdoten.


Breiten Ruam nehmen die teilweise außergewöhnlichen Kochrezepte ein. Warum nicht Melonen und Parmaschinken mit Gänseblümchen und Löwenzahn verfeinern? Einen Cocktail aus Glockenblumen zubereiten? Spätzle mit Vogelmiere grün machen? Eis aus Sauerampfer herstellen und Schafgarbe in Rührei mischen? Es gibt wirklich eine Menge zu entdecken. Im Anhang finden sich Tipps zum sammeln, aufbewahren und verarbeiten von Wildpflanzen.

Samstag, 13. März 2021

Peter Wohlleben: Wohllebens Waldführer

Was Wohlleben anpackt, endet unterhaltsam und macht Lust, über Natur nachzudenken und in sie einzutauchen. So auch dieser Waldführer. 

In ultraknappen Abschnitten stellt der engagierte Förster und Autor ("Das geheime Leben der Bäume"...) Hunderte Arten vor, die uns mehr oder weniger häufig im Wald begegnen. Dabei stehen biologische Fakten im Hintergrund, Anekdoten im Vordergrund. Das Lesen ist wie ein Spaziergang mit einem erfahrenen, durchaus sympathischen, vielleicht ein wenig desillusionierten und eigenbrötlerischen Waldkauz. Als angehender Kräuterpädagoge haben mich naturgemäß die Pflanzen am meisten interessiert.

Aber auch, was im Wald riecht, schnuppert, flattert, hoppelt, umherstreift, ist aufgezeigt. Vögel, Käfer, Spinnen, Lurche, Schlangen, Dachse, dazu natürlich Bäume, Farne, Blumen, Pilze, Flechten und Co.

Typisch Wohlleben, vermenschlicht er die Lebewesen. Da gibt es einen Architekten (den Schwarzspecht), einen Kobold (den Zaunkönig), einen Bestatter (den Gemeinen Totengräber) und eine Polizistin (die rote Waldameise). Der Buchfink trällert ein Liedchen das klingt wie: "Bin bin bin ich nicht ein schöner Feldmarschall". Und die Bäume sind ohnehin fürsorgliche, eifersüchtige, waghalsige oder auch schüchterne Gesellen.

Eigentlich jedes Kurzkapitel nutzt Wohlleben zur Abrechnung mit der Jagd und der profitorientierten Forstwirtschaft. Wer mit seiner seiner ökologischen  Waldphilosophie, die er besonders im Anhang erläutert, gar nicht klar kommt, dürfte auch an diesem Führer keine Freude haben. Er wettert gegen ein "abgedriftetes Naturverständnis" , das sogar die eingewanderten Roten Waldameisen, die sich doch nur als Kulturfolger in den unnatürlichen Nadelholzplantagen angesiedelt haben, als schützenswert betrachtet. Oder gegen die von Forstwirten in Zeiten des Klimawandels viel gepriesene Douglasie. Der nordamerikanische Nadelbaum sein "für das Ökosystem Wald eine Katastrophe", weil die wenigsten heimischen Tierarten mit ihr etwas anfangen könnten.

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