Sonntag, 11. Dezember 2022

Anne Glenconner: Lady Blake und das Grab im Meer

Der 2020 erschienene Erstlingsroman der 88-jährigen Britin Lady Anne Glenconner, die seit auf der 1958 auf der Privatinsel Mustique in der Karibik lebt und Hofdame von Prinzessin Margaret war, handelt von Lady Veronica Blake, einer ehemaligen Hofdame Prinzessin Margarets, die auf  der Privatinsel Mustique in der Karibik lebt und einen kniffligen Fall löst. 

Ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll. Vielleicht damit: Es fehlt jede Spur von Ironie, kein Funken Humor. Alles ist so bierernst, als Leser fühle ich mich ständig von der strengen Lady Glenconner/Blake gemaßregelt. Aber warum denn? Sie ist doch, so betonen es alle Figuren unaufhörlich, unendlich gütig, gnädig, großzügig und gastfreundlich und trotz ihrer hohen Geburt frei von jedem Dünkel. Aber auch mutig, befreit sich aus der Gefangenschaft und überwältigt den Angreifer.

Der Roman strotzt nur so vor Klischees, und wer sich ein Spiel daraus macht, Stilblüten zu finden, kommt voll auf seine Kosten: „Doch ihre Fröhlichkeit erleidet gleich wieder Schiffbruch.“ „Sein Ärger erhöht förmlich die Raumtemperatur.“ „Seine tadellosen Umgangsformen werden der Freude, ihn als Gast in unserem Haus zu haben, das Sahnehäubchen aufsetzen.“ In jedem zweiten Satz „funkeln Augen vor Freude“, Boote sind „schnittig“, Männer „stattlich“, während Frauen „geschmeidige Bewegungen“ vollziehen. Der Butler kann es nicht gewesen sein: „Er ist uns seit Jahrzehnten treu ergeben.“ Er war es dann auch nicht.

Das Ganze ist einfach furchtbar schlecht geschrieben (und obendrein mit einigen Pannen übersetzt: Wenn jemand Respekt vor dem Meer hat und nicht zur Marine will, dann geht er zum Heer („army“), nicht zur „Armee“). Die Chance, einen Tropensturm packend zu schildern, wird uninspiriert vergeigt,

Ich hatte mir so etwas wie eine Romanversion der witzigen TV-Krimiserie Death in Paradise erhofft, eine Miss Marple in der Karibik. Aber zu allem Überfluss erweist sich dieser Krimi auch noch als extrem vorhersehbar und unschlüssig, Auf die Wendung, die alles auf den Kopf stellt und es gelohnt hätte, sich durch diesen süßlichen Brei zu fressen, habe ich vergeblich gewartet.

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