Mittwoch, 13. August 2025

Alan Bennett: Così fan tutte

Die Ransomes, ein miefig-spießiges altes Ehepaar kommt von der Oper nach Hause. Gezeigt wurde Così fan tutte (Deutsch: "So machen es alle"), Mozarts Meisterwerk über die Flüchtigkeit von Treueschwüren. Nach Hause gekommen, erleben die Ransomes den Schock ihres Lebens. Das komplette Wohnung ist leergeräumt. Die Einbrecher haben nicht etwa die Schubladen durchwühlt, sondern die Möbel gleich komplett mitgenommen, samt Lampen, Teppichen, Stereoanlage und Klopapier. Die Ransomes versuchen mehr schlecht als recht, sich mit dieser absurden Lage zu arrangieren. Aber dann nimmt die Handlung gleich noch mehrere unglaubliche Wendungen.

In Gegensatz zu Bennetts hochgelobten Die souveräne Leserin, welches ich für ein ziemlich belangloses, misslungenes Buch halte, macht diese Erzählung von 1996 ordentlich Spaß. Der  Autor gräbt ganz große Wahrheiten aus und reibt sie den Ransomes (und Ihrem inneren Ransome, lieber Leser) unter die Nase. Wie viele Weckrufe brauchen diese Leute denn noch, um endlich zu kapieren, dass es durchaus sinnvoll sein kann, sein Leben zu verändern?

Schön ist die Schilderung, auf welches Echo die Ransomes mit ihrer Einbruchsgeschichte bei Freunden stoßen. Diese ind nicht wirklich beeindruckt sondern lassen die der Ransomes Geschichte "nur als unvermeidlichen Auftakt über sich ergehen", weil sie auf ihren Einsatz warten, um endlich selbst von einem Diebstahl zu erzählen, den sie oder irgendwelche Bekannten erlebt haben. Ach ja, die menschliche Kommunikation 

Auch die von Amts wegen geschickte Psychologin weiß, wie die Menschen ticken. Immer wieder versichern ihr Betroffene, nach dem Verlust von nun an "mit leichterem Gepäck" zu reisen, nur um ihre Wohnung postwendend noch schlimmer vollzustopfen, weil sie einfach nicht darauf verzichten können, Dinge zu kaufen.

Bennetts leichter, ironischer Stil hat viel von Roald Dahl:

"Wir sind alle Menschen", sagte der Wachtmeister. - "Ich bin Anwalt", sagte Mr. Ransome.

 

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