Samstag, 6. Februar 2021

Haruki Murakami: Tanz mit dem Schafsmann


Von 1988. Die sympathische Hauptfigur, ein 34-jähriger geschiedener Journalist (der gleiche wie in Hurakamis vorherigem Roman Wilde Schafsjagd), macht sich auf die Spur einer Prostituierten, mit der er eine Zeit lang zusammen in einem schäbigen Hotel gelebt hat, die aber plötzlich verschwand. An der Stelle der heruntergekommenen Absteige steht nun ein Luxushotel gleichen Namens, aber in diesem Hotel versteckt sich unsichtbar das alte, schäbige Hotel, in dem hinter einem dunklen Flur der Schafsmann haust, der dem Protagonisten zur Seite steht und ihn mit anderen Personen, sich selbst und seiner Vergangenheit verbindet. Jener nähert sich der 13-jährigen Yuki, die von ihren prominenten Eltern vernachlässigt wird und seinem Schulfreund Gotanda, der ein unglücklicher  Filmstar geworden ist an. Es geschehen mehrere Morde, und zwei Polizisten unterziehen den Erzähler einer kafkaesken Verhörprozedur.

Schön, dass in den Achtzigerjahren noch nicht alles politisch korrekt war. Sie fahren im Auto einfach nur spazieren, rauchen, und bestellen sich Damen auf das Hotelzimmer. Wenn man jemand mal nicht telefonisch erreichbar ist, dann warten sie eben tagelang. Und auch Geschichten werden breit ausgekostet - das kontrastiert, gerade zum Schluss, mit dem halsbrecherischen Tempo, in dem hier erzählt wird.

Murakamis Sprache mit ihren genau treffenden Bildern ist ein Genuss. Im besten Stil des magischen Realismus lässt sie Gedanken weiter wachsen, ins Surreale, Fantastische, Traum- und Seelenzustände hineinwuchern, wo sich eine tiefere Wahrheit verbergen.

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