Der dichtende Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz erzählt in 19 unerwiderten Briefen von seinem Besuch auf der Insel Eydernorn, wo er seine Bücherstauballergie auskurieren möchte. Aber dieses wundersame Eiland mit 111 Leuchttürmen, seltsamen Bräuchen und noch seltsamerem Getier faszinieren den Lindwurm einfach zu sehr, um hier in Ruhe Kuranwendungen über sich ergehen zu lassen. Er hat viele Fragen…. zu viele?
Ja, Walter Moers ist der große Mann der deutschen Literatur. Aber sein zweiter Vorname ist Längen. Er ist manchmal einfach zu verliebt in seine Einfälle, wälzt sie umfassend und mit allem, was Sprache hergibt, aus. Ist ja auch gut so. Man muss sich eben durchfressen.
Und das lohnt sich ja dann auch. Wenn ein genial porträtierter Widergänger Gottfried Benns als Kurarzt praktiziert. Wenn Mythenmetz jedes Maß verliert beim Speisen im Gasthof Fackelfisch, in dem ausschließlich Getier aus den untersten Meerestiefen serviert wird. Wahrscheinlich wurde nie ein Restaurantbesuch in deutscher Sprache origineller, ideenreicher beschrieben.
Mythenmetz bereichert Moers‘ Kosmos Zamonien - hier gibt es keinen Computer, kein Telefon, kein Radio, keine Fotografie, Elektrizität? Eher nicht. Dampfmaschinen? Denkbar - Mythenmetz selbst bringt da-Vinci-gleich Erdindungen wie die Zahnseide, den Teebeutel, den Strandkorb und die Postkarte hervor. Er entdeckt das Zen in der Kunst des Krakenfiekens - des golfähnlichen Inselsports. Und er will alles über diese maritime Welt wissen.
„Sie haben an ein paar Leuchtturmtüren zu viel geklopft, und jetzt hängen Sie am Haken“, raunt ihm die Eydeertin Nephelenia Mauersegler kurz vor dem großen Showdown zu.
Keine leichte Kost und deshalb ein Hochgenuss. Oder umgekehrt.
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