Sonntag, 30. Dezember 2018

Sasa Stanisic: Vor dem Fest


"Dass etwas existiert und funktioniert, aber für niemanden einen Nutzen hat. Gegenstände, Geräte, ein ganzer Ort. Die Glocken. Dass die einfach nur noch da sind."

Das ist das Nichts im fiktiven Ort Fürstenfelde in der Uckermark. Eigentlich sollte hier nichts mehr sein, das noch einen Nutzen hat. Die Biertrinker in der Garage (eine Kneipe gibt es nicht mehr). Die schwermütige Dorfhistorikerin, ihr Sohn, der mit Inbrunst die längst überflüssigen Kirchenglocken läutet, der Hühnerzüchter, der einmal Briefträger war, ein ehemaliger NVA-Oberst, der sich zwar nicht ermordet, aber auf den widerspenstigen Zigarettenautomat schießt, ein Junkie, der auf abstrusen Wegen zum Glauben findet, ein aphoristischer Fährmann, dessen Tod eine schmerzliche Lücke hinterlässt. Trotz allem gelingt es diesem Dorf,  ein wunderschönes, federleichtes Dorffest zu feiern. Es ist hier nämlich keineswegs nichts.

 All die skurrilen Ereignisse, die sich vor und während des Festes abspielen, verwebt Stanisic poetisch zu einem ironischen, sprachgewaltigen Ganzen. Immer wieder streut er farbenfroh alte Sagen, Mythen und Märchen ein.

Das erinnert ein bisschen an Günter Grass, nur das der in Bosnien geborene Stanisic die deutsche Sprache weitaus besser beherrscht, als der ungelenke Grass es jemals konnte. Viel eher ist da ein Gabriel García Márquez in deutscher Sprache auf den Plan getreten. Magischer Realismus aus der Uckermark.

"Herr Schramm glaubt, dass es ganz egal ist, ob du Chinese bis oder Fürstenfelder, Fährmann oder Schiffbrüchiger in der Vergangenheit oder jetzt - eine Zeitlang leuchtest du."

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Martin Suter: Die Zeit, die Zeit


Peter Taler kann den Tod seiner Frau Laura vor einem Jahr einfach nicht fassen. Scheinbar grundlos wurde sie vor der eigenen Haustür niedergeschossen. Taler will nicht ruhen, bis er den Mörder gestellt hat.

Bei seinen Ermittlungen kommt er mit dem verschrobenen Nachbar Knupp in Kontakt, der seine ganz eigene Theorie zum Thema Zeit verfolgt: Er ist nämlich überzeugt, dass jene gar nicht existiert.

Menschen altern nicht wegen der Zeit, so glaubt Knupp, sondern wegen der Zellteilung. Bäume wachsen, Menschen verändern Dinge. Nicht die Zeit vergeht, nur Veränderungen sind spürbar. Macht man diese Veränderungen rückgängig, dann kann man quasi in der Zeit reisen, und zwar zu jedem beliebigen Punkt - auch zu jenem, an dem Laura noch lebt. Das hat einen gewissen Charme für Taler. Er möchte Knupp gerne glauben und unterstützt ihn bei seinem wahnwitzigen Vorhaben: Dieser möchte nämlich einen Tag vor mehr als 20 Jahren wieder zurückholen: Alles muss exakt so sein wie damals.

Auch Knupp will nämlich seine Frau zurück, die damals an Malaria gestorben ist. So machen sich beide daran, gealterte Bäume in den umliegenden Gärten gegen jüngere auszutauschen, Knupps Wohnung umzugestalten und die Autos zu besorgen, die damals in der Straße standen. Dafür beauftragen sie eine Filmdekorationsfirma und eine Gärtnerei, betreiben einen unfassbaren Aufwand und geben horrende Summen aus. Als der Tag x immer näher rückt, kommt Taler gleichzeitig - quasi als Nebenprodukt - dem Mörder seiner Frau immer mehr auf die Spur.

"Man bringt es einfach nicht aus dem Kopf, dieses Zeit-Ding", sagt Angela, eine junge Anhängerin von Knupps Theorie, die die beiden zufällig kennenlernen. Zeit ist ein Konstrukt. Wir räumen ihr zu viel Macht ein und machen sie zur Herrin darüber, wie wir Geschichten erzählen. Genau damit ist hier gespielt. 

Der Schluss kommt unverhofft und zeigt, dass Schriftsteller, wenn sie gut sind, sehr mächtige Wesen sind. Könnte auch von Herbert Rosendorfer sein, das Ganze - auch wenn im Vergleich dazu der Schuss Phantastik fehlt. Suter setzt dagegen seinen typischen Wirtschaftsrealismus: Probleme und kleine Ungereimtheiten in der Handlung werden mit Geld gelöst, große Probleme mit viel Geld.

Samstag, 8. Dezember 2018

Anna Maria Schenkel: Tannöd

Es folgt eine uneingeschränkte Empfehlung. Es gibt so viele Krimis, Heimatkrimis zumal - die meisten sind schauder-, weil klischeehaft, platt, unlogisch, nicht zwingend, voller Adjektive, ohne Verben. Dabei könnte sich die Autoren an dieser Novelle von 2006 sehr viel abschauen. Allerdings wäre dazu ein  gekonnter Umgang mit Sprache notwendig.

Andrea Maria Schenkel - die heute renommierte Autorin war damals noch eine 45-jährige Hausfrau ohne literarische Erfahrung - griff in ihrem Erstlingskrimi einen wahren Fall auf. 1922 ereignete sich auf dem oberbayerischen Einödhof Hinterkaifeck ein Sechsfachmord, der bis heute nicht geklärt ist. Schenkel verlegte die Handlung in die 1950er-Jahre und ins oberpfälzische Tannöd.

Abwechselnd schildert die Erzählerin Geschehen auf dem Hof der Familie Danner vor, während und nach dem Mord an vier Erwachsenen und zwei Kindern und das, was ihr die Dorfbewohner erzählen, die „von dem Verbrechen berichten wollen“.

Auf dem Aussiedlerhof haust das despotische Bauernmonster Danner, der nicht nur seine Frau sondern, auch die Tochter Barbara missbraucht - aus dem inzestuösen Verhältnis gehen die zwei Kinder hervor, die zu Mordopfern werden. Ein nichtsnutziger Knecht verdingt sich hier nur deshalb für kleines Geld, um den Bauern bei Gelegenheit auszurauben. Nachbar Georg Hauer geht nach dem Tod seiner Frau eine Beziehung mit Barbara ein - bis diese ein weiteres Kind bekommt.

Von den Dorfbewohnern sprechen viele, so die achtjährige Schülerin, die vergeblich auf ihre Schulkameradin Marianne gewartet hat, der Postschaffner, dem am Haus, das tagelang voller Leichen liegt, nichts aufgefallen ist, der Monteur, seinen stur seinen Reparaturauftrag auf dem Hof erledigt hat, obwohl keine Menschenseele zu sehen war, der arrogante Bürgermeister, der Pfarrer, der gelernt hat, wegzuschauen.

2006 hat dieses Erstlingswerk der damals 45-jährigen Hausfrau - heute eine renommierte Autorin - für Aufsehen gesorgt. Nicht, weil diese Interviews (oder Gespräche oder Verhöre) so authentisch wären - so kohärent, so zusammenhängend und so auf eine Handlung hin ausgerichtet antwortet eigentlich niemand. Aber, weil hier alle Akteure ihre eigene Sprache besitzen, die sich immer unterscheidet, und immer - wie auch in den Erzählkapiteln - ein schöne, einfache, knappe, dichte Sprache ist. Vieles aus hat Schenkel aus den alten Akten des realen Falles genommen, auf anderes hat sie sich einen eigenen Reim gemacht.

Am Ende klärt sie den Mordfall auf (und lässt ihn ungesühnt). Sie erreicht damit, etwas was in Wirklichkeit in fast 100 Jahren nicht gelungen ist.

Samstag, 10. November 2018

Albrecht Dürer: Das Marienleben


Dass Bücher auch (fast) ohne Text fesseln können, zeigt dieses Bilderbuch aus dem Jahr 1511. Geschaffen hat es kein Geringerer als Albrecht Dürer zu einer Zeit, in der die Kunst des Lesens noch nicht sehr weit verbreitet war. Das Nürnberger Renaissance-Genie erzählt biblische Geschichten und Legenden aus dem Leben der Muttergottes

Und er macht das mit dem 20 ungeheuer fantasievollen Holzschnitten. Aus dieser vor seiner Zeit eher grobschlächtigen Darstellungsform  macht er eine hohe Kunst, fängt in feinen Linien packend Bewegungen, Emotionen, menschliche Abgründe ein.

Beim bewegenden Wiedersehen an der Goldenen Pforte in Jerusalem liegen sich Joachim und Anna,  Marias Eltern, innig vertraut in den Armen. Die heilige Familie flieht durch einen Zauberwald nach Ägypten. Jesus verabschiedet sich von einer tränenverquollenen Maria, bevor er den Leidensweg auf sich nimmt - eine Szene, die sich Dürer offenbar selbst ausgedacht hat.

Je genauer man hinschaut, desto mehr Details, Informationen und Geschichten entdeckt man. Man kann in den Grafiken dieses Buches durchaus auch lesen. 


Sonntag, 4. November 2018

Bayern erlesen!

Falls Ihr Euch von meinem Blog für Weihnachtsgeschenkbücher inspirieren lasst, hätte ich einen Tipp in eigener Sache für Euch:

Mein Buch "Bayern erlesen! Der Freistaat für Literaturfreunde und Bibliophile" ist soeben erschienen. Mit vielen Fotos geht es auf eine unterhaltsame Bücherreise durch Altbayern, Franken und Schwaben. Ich stelle die schönsten Bücherflohmärkte, Antiquariate, Buchhandlungen und Lesecafés vor, aber auch die prächtigsten Bibliotheken und Literaturmuseen. Ein Muss für alle, die Bücher lieben.

Bayern erlesen! gibt es zum Beispiel bei Amazon.

Freitag, 24. August 2018

Markus Zusak: Die Bücherdiebin

In Liesels Welt sind Bücher kostbare Mangelware.  Die Neunjährige muss sie  stehlen - sie kann nicht anders: Sie greift sich das Buch, das dem Totengräber bei der Beerdigung von Liesls kleinem Bruder aus der Tasche fällt. Sie schnappt sich ein Buch, das fast unversehrt auf dem Scheiterhaufen übrig bleibt, den die Nazis angezündet haben.Sie steigt in die Bibliothek der verhärmten Frau des Bürgermeisters ein, die über den Tod ihres eigenen Sohnes nicht hinwegkommt.

Und schließlich schreibt Liesel selbst ein Buch über ihr eigenes Leben. Es geht im Bombenchaos des Weltkriegs verloren - und wird vom Tod gefunden. Der Tod in Person ist auch der Ich-Erzähler, der in Markus Zusaks Roman die Geschichte von Liesel Meminger berichtet.

Autor Markus Zusak wuchs in Sydney als Sohn deutsch-österreichischer Eltern auf, die die Nazizeit in Deutschland verbracht haben. So hat er durchaus einen Bezug zu dem Land und der Zeit, durch die er seine Figuren irren lässt. Ohnmächtig, überfordert, bemüht, in all dem Chaos ein alltägliches Leben zu führen. Zusak findet gewagte, immer zur Situation passende Sprachbilder:

"Er ließ das Akkordeon fallen und seine silbrigen Augen begannen zu rosten. Jetzt war er nur noch ein Körper auf der Straße."

Das Besondere an diesem Roman sind die Figuren, die so viel über ihre Zeit aussagen. Die kleine  Liesel Meminge kommt 1939 zu Pflegeeltern nach Molching bei München. Ihre leiblichen Eltern waren Kommunisten. Mehr ist über ihr Schicksal nicht zu erfahren. Ihre bärbeißige Pflegemutter Maria Hubermann schimpft und donnert unentwegt, "Saumensch" nennt sie das Mädchen. Doch im Grunde ist sie ein liebevoller, tapferer Mensch. Genauso wie Liesls Pflegevater Hans Hubermann, ein gutmütiger Anstreicher und Akkordeonspieler.

Dazu gesellt sich der jüdische Boxer Max, den die Hubermanns vorübergehend in ihrem im Keller verstecken und der für Liesel ein Freund und Gefährte wird. Doch sie muss das Geheimnis bewahren, darf niemanden von Max berichtetn - nicht einmal dem Nachbarsjungen Rudi Steiner, der Liesel liebt, und alles für einen Kuss des Mädchens geben würde. In Gestalt eines verheerenden Bombenangriff kommt die Apokalypse über Molching herein - die Schlusskapitel gestaltet der Tod als Monolog. Das ist für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen spannend und bewegend.

Dienstag, 21. August 2018

Takis Würger: Der Club


Keine Rezension zu diesem Buch. Ich habe auf Seite 80 aufgegeben. Ist nicht meins. Wer aber die Pop- und Champagnerliteraten der 90er-Jahre geliebt hat, dem wird auch dieses Buch gefallen.

Die Handlung, soweit ich sie mitbekommen habe: Ein armer Waisenknabe lernt als Kind boxen und soll im Auftrag seiner Tante an der Universität Cambridge einem exklusiven Boxclub beitreten, um dort ein Verbrechen aufzuklären. Hört sich ja grundsätzlich mal ganz gut an.

Aber wie gesagt: Takis Würgers Stil ist nicht mein Ding. Das ist ja das Gute an diesen unbeauftragten und unbezahlten Rezensionen: Keiner zwingt einen, ein Buch zu Ende zu lesen.

Samstag, 4. August 2018

Vincent Almendros: Un été

Ein wunderbar leichtes, gewichtiges Buch für den Sommer und darüber hinaus.

In wenigen, kurzen Kapiteln erzählt Almendros von einem Segeltörn, zu dem Jean seinen Bruder Pierre - den Ich-Erzähler - mit seiner neuen Freundin Lone eingeladen hat. Die vierte auf dem Boot, das viel enger ist, als Pierre vermutet hatte, ist Jeans Frau Jeanne, die früher mit Pierre ein Verhältnis hatte und ihn für Jean verließ.

Es ist eng. Man kann sich nicht aus dem gehen. Immer wieder finden Pierres Blicke Jeanne. Und sie blickt zurück. Beim Aufenthalt auf Capri ist Pierre so in Gedanken verloren, dass er seine Freundin Lone auf einem Platz in der Stadt vergisst. Dann kommt es, wie es kommen musste: Jean muss Lone mit zu einem Arzt nehmen, Jeanne und Pierre bleiben allein an Bord. Zu spät merkt Pierre danach, dass er seine Schildmütze in Jeannes Bett vergessen hat.

Der sommerlich unbekümmerte Leser glaubt, mit Pierre die versteckten Zeichen zu entdecken.

"Là, dis-je, le nom du bateau.
Je fixais ces lettres bleu cobalt inscrites sur le fond blanc à l'arriere du voilier. Je m'en approchais et élognais, au gré des vagues. Je les fixais et finissais par ne plus penser à autre chose: REVIENS."

Pierre und Jeanne tauchen. Er hat die Augen zuerst geschlossen, öffnet sie dann:

"...Jeanne apparassait de temps en temps dans mon champs de vision, et cette forme, quoique nébuleuse et imprécise, était rassurante."

Er findet sie. Sie finden sich. Ein Schaden am Motor, ein Gewitter und der plötzliche Tod von Jeannes Mutter unterbrechen den Segeltörn. Lone geht. Sie kehrt zurück in ihre skandinavische Heimat. In Wirklichkeit ist alles viel doppelbödiger, ein großes Theaterspiel, ein perfider Krimi. Wer am Schluss feststellt, das ganze Buch durch auf die falschen Zeichen geachtet zu haben, bekommt Lust, noch einmal von vorne zu lesen zu beginnen.

Ganz große Literatur!

Sonntag, 29. Juli 2018

J. M. G. Le Clézio: Der Afrikaner

Jean-Marie Gustave Le Clézio, Literatur-Nobelpreisträger von 2008, hat diese autobiografische Schrift 2004 veröffentlicht. Sie erzählt von einer Reise nach Afrika, die er 1948, als Achtjähriger mit seiner Mutter und seinem Bruder unternahm.

Der Krieg war vorbei, und die Familie konnte endlich den Vater wiedersehen, der in Nigeria als Tropenarzt im Dienste der britischen Kolonialherren arbeitete. Die Begegnung mit dem Vater erwies sich für den Jungen, der bereits anfing, zu schreiben, aber keineswegs als froh. Der Vater war verbittert und verstockt, seine Kinder behandelte er autoritär und mit äußerster Brutalität.

Le Clézio macht sich in "Der Afrikaner" auf die Spur dieses Vaters, versucht, nachzuvollziehen, wie er zu dem wurde, was er war. Geboren in Mauritius, studierte er in England Medizin, war aber nicht bereit, sich den steifen Hierarchien des britischen Krankenhauswesens zu unterwerfen und arbeitet zuerst in Guyana, dann in Kamerun als Tropenarzt. Dort, in Banso, muss ihn der Sog Afrikas ergriffen haben. Dort erlebte er an der Seite seiner jungen Ehefrau verzauberte Momente. Le Clézio beschwört den Moment seiner eigenen Zeugung herauf:

"Ich stellte mir vor, dass sie sich in dieser Nacht im Rhythmus der unter der Erde vibrierenden Trommeln geliebt haben, fest aneinandergepresst in der Dunkelheit, schweißüberströmt, im Inneren der Hütte aus Lehm und Reisern, die nicht größer war als ein Hühnerstall.“

Der Krieg ändert alles für den Vater. Er versucht sich über Nordafrika nach Frankreich zu seiner Familie durchzuschlagen. Doch er festgenommen und zurückgeschickt, muss fortan seinen Dienst in einer freudlosen Gegend Nigerias tun.

Am Ende der 22 Jahre als Arzt in Afrika haben ihn schließlich - so empfindet es der feinfühlige Sohn - der Pessimismus, der Eindruck, gescheitert zu sein, die Resignation übermannt. "Der ständige Kontakt mit den leidenden Menschen ermüdete ihn."

Le Clézio beschreibt aber auch die Faszination Afrikas, die ihn als Achtjährigen selbst ergriff. Afrika als ein magischer Ort der Kindheit,  der Rituale, in dem die in Europa so wichtigen Gesichter verblassen:

"Von diesem Augenblick an tauchten, sozusagen als Folge davon, die Körper auf. Mein Körper, der Körper meiner Mutter, der Körper meines Bruders, die Körper der Jungen aus der Nachbarschaft, mit denen ich spielte, die Körper der afrikanischen Frauen auf den Wegen in der Nähe des Hauses oder auf dem Markt am Fluss. Ihre Statur, ihre schweren Brüste, die glänzende Haut ihres Rückens."

Noch heute packe es ihn, wenn er Bilder aus Afrika sehe: Dann "spüre ich, wie mein Herz schneller schlägt, und dann habe ich das Gefühl, die Ebene wiederzuerkennen, über die wir jeden Tag, wilden Tieren gleich, ohne bestimmtes Ziel in der Nachmittagshitze rannten". Der Leser kann diese Magie dank der körperlichen, ergreifenden und nie klischeehaften Schilderungen ahnen.

Mittwoch, 25. Juli 2018

Christoph Meckel: Der wahre Muftoni

Wer oder was ist ein Muftoni? Google spuckt als Ergebnis nur Verweise auf diese Erzählung von 1982 aus. Also: Ein Muftoni ist ein winziges Männchen, das aus einem Weinfass klettert, in Kürze zu einem ausgewachsenen Mann heranwächst, unbekümmert und ausschweifend lebt und ein richtig, richtig toller Hecht ist.
 
Skurril und höchst fantasievoll, was der Autor und Zeichner Christoph Meckel da zusammenfabuliert und selbst illustriert hat. Er erzählt die Geschichte aus Sicht von Susanne, die der Unfalltod ihres Bruders krank gemacht hat. Susanne fährt aufs Land und findet in einem Gasthof zwischen Weinbergterrassen und Kartoffelsuppe erst die Freude wieder. Dann hört sie Rufe aus einem Weinfass im Keller: Susanne, Susanne!
 
Dem Fass entsteigt der Muftoni, als winziges, "dreikäsehohes" Männlein: Es ist ihr von den toten auferstandener Bruder, aber es ist auch ihr Petit Matin, der Einzigartige, Liebhaber, Ganove, Geschäftemacher, Lebemann. Die beiden reisen, faulenzen, schwelgen, lieben sich, haben kurzzeitig eine Zauberhose zur Verfügung, machen Geld und verschwenden es. Petit Matin erzählt, wie es das Reich der Toten ist: eine Mischung aus Sahara und Eispalast, der Boden ist glatt wie zum Schlittschuhlaufen, "es ist der unmögliche Raum". Das einzig Erträgliche in diesem bedrückenden Raum ist das Spielcasino - wohl dem, der jung starb und deshalb Geld bekommen hat.
 
Petit Matin ist diesem Reich der Toten entkommen. Muss er am Ende der aberwitzigen Reise wieder zurück dorthin? Die Erzählung lässt es offen. Gesagt wird nur, dass der Muftoni wieder zu schrumpfen beginnt, klein wird wie ein Finger und ihn die traurige Susanne auf sein Bitten hin in eine Weinflasche steckt und als Flaschenpost ins Meer wirft. Wer weiß?
 
Das Buch entstand in einer Zeit, als noch kühner im freien Raum Geschichten gesponnen wurden, vieles möglich, wenig peinlich war. Wahrscheinlich war es aber schon damals aus der Zeit gefallen. Heute ist es das noch viel mehr. Deshalb ein kleiner Schatz.

Samstag, 21. Juli 2018

André Heller: Das Buch vom Süden


Ich würde mal behaupten, dass die deutsche Sprache, die Kunst und die Welt überhaupt ärmer wären ohne André Heller. Mit "Das Buch vom Süden" hat der Liedermacher, Artist und Zirkusdirektor als Siebzigjähriger seinen ersten Roman veröffentlicht.

Es ist ein höchst liebevolles Sprachkunstwerk,  mit wundersam schönen Wörtern und Bildern ausstaffiert, hochpoetisch, bezaubernd - aber leider nicht fesselnd.

Erzählt wird das Leben des Julian Passauer aus Wien, der seinen Traum, ein "fleißiger Taugenichts" zu werden, verwirklicht. Nachdem er in Portugal das professionelle Pokerspiel erlernt und dadurch zu Reichtum gelangt, lässt er sich am Gardasee in der Nachbarschaft eines fantastischen Gartens nieder. Er verwirklicht damit den Traum vom Süden seines Vaters Gottfried Passauer, stellvertretender Direktor des Naturhistorischen Museums im Schloss Schönbrunn. Umfangen von drei Frauen gleichzeitig, macht sich Julian am Gardasee über das Leben, das Sterben und immer wieder den Süden Gedanken.

Wunderbare (oft nicht ausgeführte) Anekdotenanfänge und Spracheinzigartigkeiten beschwören in kakanischer Manier Herzmanovsky-Orlando und Doderer herauf. Oder auch Rosendorfer. Wobei der große Unterschied zu Rosendorfer darin besteht, dass dieser Geschichten erzählt hat, Heller tut - bei aller Poesie - nur so. Hier gibt eigentlich keine Handlung. Es passiert dem Titelhelden Julian Passauer nichts wirklich Schreckliches, keine unverhoffte Wende tritt ein. Schlimmes ist nur den anderen widerfahren, seinem Vater Gottfried, der im KZ war - das wird am Rande gestreift.


Julian begegnet nur Poetisches. Alle sind herzlich, gut, freundlich, sprach- und weisheitsliebend oder zumindest auf ästhetische Art hässlich. Eine Welt zum Hineinträumen, ein großer Garten, ein Zirkus. "Unser Hauptausflugsziel darf nicht immerzu Golgatha sein", sagt der Graf Eltz aus Wien zum jungen Julian - und da hat er ja auch Recht.

Dieser Roman fesselt nicht, weil er alles nur beschreibt, vielleicht ist es das. Er ist ein Wunderkabinett, aber keine Welt, in der mich als Leser unter anderen Wesen bewege.

Und? Lohnt es sich nun, dieses Buch zu lesen? Aber ganz gewiss! Sogar zwei- oder dreimal. Es ist eine Bereicherung für die deutsche Literatur, ein Stück Kunst, dessen Schönheit nur so strahlt!

Mittwoch, 30. Mai 2018

Fredrik Backman: Ein Mann namens Ove

"Ein Lothar Matthäus spricht kein Französisch."
Lothar Matthäus

So war es immer und so wird es unverrückbar sein bis in alle Ewigkeit. Genauso geht es mit einem Mann namens Ove in diesem herzzerreißenden Roman des Schweden Fredrik Backman. Ove ist ein grummeliger Blockwart um die 60, der Falschparker aufschreibt und für jeden ein missmutiges Wort parat hat. Ove weiß genau, was ein Mann namens Ove tut und ganz bestimmt niemals tut. Ove fährt Saab und sicher kein anderes Auto. Ove weist Schwachköpfe zurecht. Ove schwärzt aber keine anderen Menschen an. Ove lässt sich andererseits auch von niemandem etwas gefallen - am wenigsten von Bürokraten in weißen Hemden, die alle Welt bevormunden möchten.

Oft hat Ove Lust, einfach nur noch zuzuschlagen. "Schlagen, immer weiter schlagen, bis auch der letzte Schwachkopf am Boden lag." Aber woher kommt dieser Groll? Der Roman erzählt Oves Leben, ein Leben voller Niederlagen, Rückschläge, himmelschreiender Ungerechtigkeiten. Eigentlich zu viel für einen Mann namens Ove. Wäre da nicht Sonja, die wunderbare, intelligente, fantasie- und liebevolle Frau, die das Leben mit ihm teilt und sich selbst durch schlimmste Schicksalsschläge - einen schweren Unfall, der sie ihr ungeborenes Kind kostet und gelähmt zurücklässt - nicht von ihrem Optimismus abbringen lässt. Sie liebt ihren Ove, ihren "unflexibelsten Menschen auf der ganzen Welt". Doch dann stirbt Sonja und Ove kann nicht mehr. Sie schicken ihn vorzeitig in Rente. Ein Mann namens Ove beschließt, sich das Leben zu nehmen.

Im wahren Leben würde ein älterer Mann wie Ove in einer Reihenhaussiedlung völlig vereinsamen und sich womöglich wirklich das Leben nehmen. Aber in Backmans Märchen taucht plötzlich die Rettung in Gestalt einer schwedisch-iranischen Nachbarsfamilie auf. Jeder neue Selbstmordversuch misslingt, stattdessen gewinnt Ove jedes Mal neue Freunde. Immer mehr Underdogs aus der Siedlung scharen sich um ihn. Ove wird zum Lebensretter, zum Katzenhalter, schließlich zum Opa. Ein bisschen flexibler wird er schon, auf seine alten Tage - aber er bleibt auch seinen Prinzipien treu. Natürlich. Gut so. Und Sonja kommt auch nochmal vor. Aber na ja, alles will ich nun auch nicht verraten.

Samstag, 12. Mai 2018

Martin Suter: Allmen und die Dahlien

Der dritte Teil von Martin Suters Krimireihe um den Lebemann und Kunstermittler Johann Friedrich von Allmen besticht durch seinen nonchalanten, immer exakt treffenden Ton, die sympathische Charakterisierung des kindlichen Gentleman-Helden und seines Sidekicks Carlos sowie den Cliffhanger am Ende, der direkt zu Fall vier überleitet.

Diesmal geht es in ein Luxushotel, das schon bessere Tage gesehen hat. Zu seinem vergilbten Inventar gehören auch einige Dauergäste, allen voran die so  steinalte wie boshafte Millionenerbin Dalia Gutbauer, die mehrere der Hotelzimmer mit einer Entourage von Abhängigen bestückt hat, welche sie alle von Herzen hassen.

Nun wird Dalia ein kostbares Dahlien-Gemälde gestohlen, dessen immaterieller Wert noch um vieles höher liegt ein sein materieller. Weil das Gemälde selbst einmal Diebesgut war, ist es kein Fall für die Polizei, sondern für Allmen International Inquiries. Johann Friedrich von Allmen mietet sich standesgemäß in dem Hotel ein, seine Mitstreiterin María Moreno verdingt sich als Zimmermädchen.

Wie immer schwelgt Allmen am Rand des finanziellen Ruins in Eleganz und ausgesuchtem Luxus - und wie immer wird er für die ihm eigene, lässige Wurstigkeit umgehend bestraft. Alle Zutaten stimmen in diesem Krimi: Motive Liebe, Eifersucht, Geld, unerfüllte Träume, Rache. Alleine die Handlung hätte die eine oder andere überraschende Wendung mehr vertragen.

PS
Der direkt anschließende Nachfolgeband, „Allmen und die verschwundene María“ ist leider nicht der Rede wert und ein echter Ausreißer nach unten innerhalb der Reihe. Wieder geht es um das Dahlienbild, diesmal soll es Lösegeld für Allmens entführte Mitstreiterin María sein. Suter lässt den Schnösel Allmen diesmal auf einer Deponie im Müll wühlen (witzig) und an einem halbseidenen Restaurator verzweifeln. Die Entführung wird mithilfe der Polizei beendet. Diese gewollten Stilbrüche sind okay, aber vor allem langweilig und vorhersehbar. Dünne Handlung.

Donnerstag, 10. Mai 2018

J. J. Abrams/Doug Dorst: S. - Ship of Theseus

Das ist nun mal kein Pageturner ("Umblätterer"?), sondern ein wirkliches Leser-Langzeitprojekt, das Filmregisseur J. J. Abrams (Star Wars, Star Trek) und Autor Doug Dorst gemeinsam geschaffen haben. S. - Ship of Theseus ist ein vielschichtiges literarisches Experiment und gleichzeitig ein echter bibliophiler Schatz.

Das Buch - jeder, der Bücher liebt, weiß es - ist ein magisches Medium. Es ist viel mehr als der Text, der vom Autor geschrieben wurde. Alleine am Text arbeiten Übersetzer, Lektor, Korrektor, Verleger und viele andere mit. Im Buch selbst hinterlassen Drucker, Gestalter, Setzer, Binder, Verlag und Buchhändler ihre Spuren - und natürlich der oder die Vorbesitzer, die im Idealfall sogar Notizen an die Seitenränder gemacht haben. Das macht das Medium Buch über den reinen Text hinaus zu einem interaktiven Gesamtkunstwerk. Bleibt es noch dasselbe, wenn immer mehr Menschen damit interagieren? Dieses Phänomen beschreibt in der Philosophie das Theseus-Paradoxon, auch Schiff des Theseus genannt: Bleibt die Identität eines Dinges gewahrt, wenn immer mehr Einzelteile ausgetauscht werden?

Zunächst ist das Lesen dieses Buches mit großem Schmerz (nur für mich??) verbunden. Der aufwendig gestaltete Schuber muss nämlich aufgeschnitten und damit zerstört werden - da führt kein Weg vorbei. Was dann zwischen den altertümlich bedruckten scheinbar abgegriffenen und in verschiedenen Farben vollgekritzelten Seiten zum Vorschein kommt, sind Ansichtskarten, Briefchen, Visitenkarten, alte Matrizen-Durchschläge, eine Serviette, ein Plan von unterirdischen Gängen und eine Decodierscheibe.

Der Leser findet im einmal aufgeschnittenen Schuber mehrere Geschichten. Zunächst den kafkaesken Roman "Ship of Theseus" des ominösen Autors V. M. Straka um einen Mann, der sein Gedächtnis verloren hat und auf einem Schiff mit zombiehafter Besatzung über die Meere reist. Er weiß nicht, warum er das tut, aber seine Aufgabe ist es, auf der ganzen Welt Agenten eines Waffenkonzerns zu töten. Immerhin kommt er dabei seiner großen Liebe, der rätselhaften Sola, näher.

Ebene zwei: Eine gewisse F. X. Caldeira hat das Werk aus dem Tschechischen ins Englische übersetzt und gibt in zahlreichen Fußnoten (die sich als Geheimcode erweisen) und einem Vorwort Informationen zu V. M. Straka preis: Sie führt die Namen zahlreicher historische Aktivisten an, die Straka gewesen sein könnten. Das letzte Kapitel, das ihr nur lückenhaft übergeben worden sei, habe sie selbst ergänzen müssen, so Caldeira. Wie sich herausstellt: Straka, der für sie unerreichbar blieb, war Caldeiras große Liebe.

Noch eine Ebene: Die scheinbaren Kritzeleien am Rand des Romans und die Zettelchen stammen aus der Jetzt-Zeit, vom Doktoranden Eric und der Studentin Jen. Sie nutzen das einmal liegengelassene Buch und dessen Seitenränder als Postfach für ihre Botschaften, lernen sich kennen, stricken Theorien über Strakas Identität, Caldeira und die geheime Organisation S. und finden nebenbei die Liebe zueinander.

So, und natürlich haben jeder Leser und jede Leserin ihren eigenen Teil beizutragen, nachdem der Schuber aufgeschnitten ist. Schon das Aufschneiden oder Aufreißen kann man auf verschiedene Arten vollziehen - bleibt es dabei noch dasselbe Buch?

S. Ship of Theseus sprengt nicht nur das lineare Erzählen, sondern auch das lineare Lesen. Wie vorgehen? Erst den "Roman" (der allerdings nicht wie ein Roman, sondern wie ein Filmdrehbuch, im Präsens, geschrieben ist) lesen, dann die Fußnoten, dann die Anmerkungen von Eric und Jen an den Rändern? Um aber der Chronologie dieser Anmerkungen zu folgen, müsste man sich an den verschiedenen Handschriften und den Farben der "Stifte" orientieren? Also Vor- und Zurückspringen? Bei mir zumindest lief es auf eine Art zeitgleiches, seitenweises Lesen mit gelegentlichem Rätselknacken und paralleler Internet-Recherche hinaus. Aber das bleibt jedem selbst überlassen.

Spaß macht es in jedem Fall. Und das ist die Hauptsache.

Samstag, 28. April 2018

Cixin Liu: Die drei Sonnen

Dieses Buch habe ich teils gelesen - teils in der Hörspielfassung des WDR, die sich stark am Originaltext orientiert, gehört.

"Die drei Sonnen" von 2007 ist der erste Teil einer Trilogie und unterhaltsame Science Fiction aus China. Im Mittelpunkt steht die Astrophysikerin Ye Wenjie: In jungen Jahren erlebt sie die ganze Brutalität der chinesischen Kulturrevolution. Ihr Vater wird zu Tode gefoltert, sie selbst entkommt knapp dem Straflager und wird auf eine weltabgeschiedene Forschungsstation versetzt, die Kontakt zu Außerirdischen aufnehmen soll.

Tatsächlich gelingt Ye Wenjie der Kontakt mit Wesen, die vom Planten Trisolaris mit den drei Sonnen stammen. Sie reisen allerdings nicht in friedlicher Mission durchs All, sondern möchten die Erde erobern, nachdem sie ihre eigene Welt verlassen mussten. Umso besser, denkt sich Ye Wenjie , die vom Bösen im Menschen überzeugt ist, und lädt die Trisolarier ein, die Erde zu besetzen. Sie ermordet Mitwisser und baut gemeinsam mit radikalen Umweltaktivisten eine sektenähnliche Organisation auf, welche die Invasion der Trisolarier vorbereiten soll. Zweite Hauptfigur des Romans ist der Nanowissenschaftler Wang Miao, der von Polizei und Armee den Auftrag erhält, diese Sekte zu unterwandern.

Das ist unterhaltsam und interessant, auch wenn die Handlung nicht immer zwingend und logisch erscheint, und manchmal eine etwas uninspirierte Aneinanderreihung von Elementen ist. Gestört hat mich, wie problemlos sich die Sekte durch Wang Miao unterwandern lässt. Zweiter Kritikpunkt: Wang Miao spielt ein VR-Game, das ihm (und damit dem Leser) alles über die Zivilisation von Trisolaris erzählt: Dass das Medium Computerspiel nicht geeignet ist, eine lineare Geschichte zu erzählen, wird allzu deutlich.

Andererseits wirft "Die drei Sonnen" große philosophische Fragen auf. Es geht um die Grenzen der Wissenschaft, Unsicherheit, Freiheit, Überwachung, Verantwortung und die vermeintliche Überlegenheit des Menschen in der Natur. Die Einwohner von Trisolaris leiden unter dem  so genannten Drei-Körper-Problem, wonach es für die Wissenschaft zu komplex ist, die Wirkungen von drei Körpern aufeinander zu berechnen. Es bedeutet für sie ständige Unsicherheit, sie wissen nicht, ob am nächsten Tag eine ihrer drei Sonnen aufgeht oder nicht - oder ob ihre Zivilisation zum wiederholten Mal zugrunde geht. Sie sind der kosmischen Willkür ausgeliefert, können die Zukunft ihrer Welt wissenschaftlich nicht vorausberechnen - den einzigen Ausweg sehen sie in der Auswanderung. Das ist durchaus auch politisch zu verstehen.

Dienstag, 20. März 2018

Karl-Heinz Göttert: Deutsch - Biografie einer Sprache

Wie die deutsche Sprache geworden ist, was sie ist - und ja, sie ist immer noch im Werden - beschreibt der Germanist Karl-Heinz Göttert in diesem 2010 erschienenen Buch. Das Werk ist ein historischer Abriss mit einer knappen Analyse der Gegenwart sowie kurzem Ausblick.

Göttert zeichnet die Entwicklung des Deutschen nach, beginnt bei dessen germanischen Wurzeln und verdeutlicht, wie ihre Sprecher und vor allem Schreiber dieser Sprache nach und nach neues Land erschlossen haben:

Notker der Deutsche, der Heliand und Otfried von Weißenburgs Evangelienbuch den Kosmos des christlichen Glaubens,
die Minnedichtung die Welt des Höfischen,
die Predigten des Berthold von Regensburg Handwerk und Handel,
der  Sachsenspiegel das Recht,
Mystiker wie Mechthild von Magdeburg und Meister Eckhart die menschliche Seele und ihre Tiefen,
die Prager Universität und Kanzlei das Behördentum.

Gestreift werden Luthers wegweisende Bibelübersetzung - die allerdings laut Göttert in ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Deutschen überschätzt wird - die barocken Sprachgesellschaften, Aufklärer und Deutsch-Verfechter wie Christian Weise und Christian Wolff, Wörterbuchschmiede wie Johann Christoph Adelung und die Brüder Grimm, die Klassiker Goethe und Schiller und Literaten der Moderne, die das Spiel mit der Sprache auf die Spitze trieben.

Immer wieder stieß die deutsche Sprache in ihrer Entwicklung auf (lebensbedrohliche?) Widerstände, nicht nur durch Deutsch-Verweigerer wie den Humanisten Conrad Celtis oder den Preußenkönig Friedrich den Großen.

Anschaulich ist dargestellt, wie das Deutsche dabei immer von anderen Sprachen, dem Lateinischen, später dem Französischen und Englischen beeinflusst wurde, Wörter oder auch ganze Vokabularien übernahm, dabei dieses zugewanderte Vokabular aber mitunter vereinnahmte und in ihrem Sinne weiterentwickelte.

Weiterentwickelt hätte sich die Sprache aber auch nicht ohne die kreativen Köpfe, Sprachschützer, Literaten und Sprachverliebten, die ihr neue Wendungen und Wörter schenkten: Natürlich Luther, von dem die Dachrinne, der Lockvogel und Begriffe wie friedfertig oder nacheifern stammen. Mechthild von Magdeburg, die als erste von Eitelkeit und Finsternis schrieb. Joachim Heinrich Campe, dem wir fortschrittlich und Feingefühl zu verdanken haben, Georg Philipp Harsdörffer, Gründer des Pegnesischen Blumenordens, der passenderweise das Wort Gießkanne ersonnen haben soll, und Turnvater Jahn (den Göttert kritisch sieht), der Barren, Reck und Grätsche schuf.

So detailliert und aufschlussreich der historische Teil, so verwaschen und blass sind die Analyse der Ist-Situation und der Ausblick am Schluss. Göttert erwähnt zwar Befürchtungen, Deutsch könne bloßen Dialekt für den Hausgebrauch herabsinken und nach und nach verschwinden, wischt sie aber beiseite, ohne einen wirklichen Ausweg anzubieten.

Dass sich die deutsches Sprache in der Vergangenheit auch gegen Widrigkeiten behauptet hat, ist noch kein Argument dafür, dass es in Zeiten der Globalisierung genauso sein muss.  Dieses Vorgehen frei nach dem kölschen Motto "Es hätt noch immer jot jejange" macht nicht wirklich Mut und lässt eher ratlos zurück. Götterts Fazit, "Die Zukunft des Deutschen liegt jedenfalls darin, sich in einem vielsprachigen Europa und einem mehrsprachigen Deutschland zu behaupten", klingt nach unverbindlichem Politikersprech. Schade. Was allerdings den historischen Abriss angeht, und der macht immerhin rund 90 Prozent dieses Buches aus: absolut lesenswert!

Donnerstag, 15. März 2018

Jörg Nädelin: Den Albtrauf entdecken

Ausblicke von der XXL-Terrasse
Buchautor Jörg Nädelin hat dem Albtrauf einen umfangreichen Bildband gewidmet

Mehr Schwäbische Alb geht nicht: Ein wirklich umfassendes, übersichtlich gegliedertes und verständlich geschriebenes Werk über das Mittelgebirge zwischen der Baar im Westen und dem Ries im Osten hat Jörg Nädelin verfasst. Der Schulamtsdirektor im Ruhestand, Jahrgang 1947, hat in sein 444 Seiten starkes Kompendium „Den Albtrauf entdecken“ mehr als 1000 Stunden investiert. Das Ergebnis hat er im Selbstverlag veröffentlicht.

„Die Schwäbische Alb ist das abwechslungsreichste Mittelgebirge, das ich kenne“, sagt Nädelin, der auf der Zollernalb aufwuchs, später Maschinenschlosser, Lehrer, Konrektor und Schulleiter wurde. Er ist herumgekommen in der Welt, war Fortbildner im brasilianischen Sao Paulo und in Mexiko-Stadt. Später dann wurde Nädelin Referent an der Akademie Comburg, Schulrat in Bad Mergentheim und Heilbronn, zuletzt Schulamtsdirektor in Heilbronn. Seit 2010 ist er im Ruhestand.

Das Besondere an der Alb ist eben der Trauf – die nördliche Abbruchkante. „Wie an einer lang gestreckten Terrasse sind hier immer wieder neue Ausblicke möglich“, schwärmt der Autor. Nädelin ist ein Erklärer, das wird beim Blick in sein Buch deutlich. Er zeigt auf, wie Gesteinsformationen, Berge, Hügel, Buckel entstanden sind, erzählt die Geschichte von Burgen, Kastellen, Schanzen, Kirchen und Städten wie Aalen oder Bopfingen. „Den Albtrauf entdecken“ ist kein Wanderbuch. Vielmehr erfährt der Leser, wie die Landschaft entstanden ist, wer einst hier herrschte oder Handel trieb. „Mit geschichtlichem Hintergrund erlebt man die Landschaft noch intensiver“, betont Nädelin.

Die sehenswerten Fotos stammen zum großen Teil vom Autor selbst. Fasziniert war er nach eigener Aussage vom Ries mit seiner einzigartigen Landschaftsform, seiner milden Temperatur und Nördlingens mittelalterlicher Altstadt im Zentrum: „Das war für mich Neuland“, so Nädelin, der, so  berichtet er, viele Teile der Alb erst durch seine Buchrecherche kennengelernt hat.

Erschienen in Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichten, 14. März 2018






Dienstag, 27. Februar 2018

Mikael Niemi: Die Flutwelle

"Noch nördlicher, noch extremer, noch spannender", so steht es im Klappentext dieses Buches. Als ob "nördlich" ein Qualitätskriterium wäre. Aber ich verstehe schon, was gemeint ist: eiskalt, unerbittlich, kein Drumrumgerede. Ein Buch zum Frieren. Das ist hier in weiten Teilen gelungen.

Die Handlung ist schnell erzählt: In Nordschweden bricht ein Staudamm und ausgedehnte Gebiete werden von einer riesigen Flutwelle überschwemmt. Wer sich gerade hier aufhält, wird Opfer der Katastrophe: die tüddeligen Teilnehmerinnen eines Malkurses am Fluss, eine Schwangere, die mit einem Holzhaus durch die Fluten treibt, ein Autofahrer, dem sein ganzer Stolz, der Saab 9000, zur Falle wird. Das Buch wirft in seinen Kapiteln Schlaglichter auf die wechselnden Schauplätze des Unglücks.

Jeder ist auf sich gestellt, die Grenzsituation weckt das Tierische im Menschen. Wozu sind wir fähig? In gleich zwei Szenen werden Sterbende vergewaltigt, Menschen kämpfen, töten und lassen sterben.

Nun entsteht Spannung nicht alleine durch die Beschreibung von Menschen, die in Extremsituationen um ihr Leben kämpfen. Dafür sind besondere Wendungen, Geschichten, nötig. An manchen Stellen gelingt es Niemi, solche Geschichten zu erzählen, an anderen nicht. Stories, die mitreißen: der Hubschrauberpilot, der sich eigentlich umbringen will, dann aber mit seiner wütenden Ex-Frau als Passagierin über die Sintflut fliegt. Die Mutter, die eine halsbrecherische Reise auf sich nimmt, um ihre Tochter aus der Gefahrenzone zu holen, und die schließlich vor der Haustür, während die Tochter im Obergeschoss die Flutwelle einfach verschläft.

Weite Passagen setzen aber bloß auf Effekt, wollen ein möglichst spektakuläres Flut-Kino erzeugen. Dabei nimmt ihnen die stetige Wiederholung viel von der Dramatik. Im Ganzen aber ist es ein packendes Buch.

Freitag, 23. Februar 2018

Hakan Nesser: Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Dieser schwedische Klassiker hat einen Platz unter meinen Top-Ten-Krimis verdient. Er ist faszinierend sommerleicht und bleischwer zugleich, so wie das Leben eben oft gleichzeitig glücklich und traurig ist.

In den Sechzigerjahren verbringen der 14-jährige Erik und sein gleichaltriger Freund Edmund ihre Ferien im "Genezareth" genannten Sommerhaus am Möckeln-See. Als Dritter ist Eriks großer Bruder Henry, der an einem existenziellen Roman schreibt, mit im Haus. Eriks krebskranke Mutter liegt im Sterben, Edmunds alkoholkranke Mutter ist auf Entziehungskur.

Trotzdem verbringen die beiden einen Sommer, so unbeschwert, wie es nur geht. Sie denken sich Geschichten aus, fahren Ruderboot, bauen einen Badesteg, knacken einen Kaugummiautomaten und essen Eis im Vergnügungspark. Im Vergnügungspark werden sie auch Zeugen, wie Star-Handballer Berra Albertsson, genannt Kanonen-Berra, einen Wiedersacher übelst verprügelt und noch unfair zuschlägt, als der Gegner schon im Dreck liegt.

Die Verlobte dieses skrupellosen Kanonen-Berra ist die bildhübsche Lehrerein Ewa Kaludis - Erik fällt sofort die Ähnlichkeit zu US-Filmstar Kim Novak ("Vertigo") auf. Alle Schüler, natürlich auch Edmund und Erik, sind unsterblich in Ewa verliebt. Ewa aber beginnt eine heimliche Beziehung mit Eriks Bruder Henry im Sommerhaus Genezareth, die den Jungs nicht verborgen bleibt.

Eines Tages wird Kanonen-Berra erschlagen auf einem Waldweg nahe dem Sommerhaus gefunden. Wer der Mörder war, bleibt unklar - für die Polizei und alle Beteiligten. Selbst Jahrzehnte später, als  Erik nach einer Scheidung Ewa Kaludis wieder näher kommt, bleibt dieses Rätsel bestehen.

Dass Nesser zehn Jahre nach dem Erscheinen von "Kim Novak..." ein Büchlein veröffentlichte, in dem er den Mörder bekanntgab: überflüssig. Dieser Krimi funktioniert auch ohne Auflösung. Die Atmosphäre, die atemberaubende Spannung und der leichte, aber messerscharfe Erzählton machen ihn zu etwas Besonderem.

Mittwoch, 24. Januar 2018

Michael Angele: Der letzte Zeitungsleser

Traurig, traurig. Aber das Medium gedruckte Zeitung, dem Michael Angele dieses wunderschöne Abschieds-Essay gewidmet hat, wird wohl in absehbarer Zeit nur noch ein Nischendasein führen - ähnlich dem gedruckten Buch oder auch dem Kino.

Angele ist stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung "Der Freitag" und war auch schon Chefredakteur der Netzeitung (Ironie der Geschichte: Deutschlands erste Internetzeitung hielt sich leider nur ein paar Jahre...)

In leichtfüßigen Anekdoten erzählt der Deutsch-Schweizer, was die gedruckte Zeitung liebenswert und besonders macht. Er stellt klar: "Es gibt tausend Gründe eine Zeitung zu lesen, der Informationsbedarf ist dabei nur einer von vielen." Das sei schon zu allen Zeiten so gewesen: "Eine Zeitung war ein Zugang zur Welt, war ein Stück Heimat und ihr Gegenteil, wenn sie den Blick weitete (...)."

Einer der tausend Gründe ist beispielsweise, sich über Leitartikel aufregen zu können. Oder dieser: Dass es auf Reisen nur Zeitungen vom Vortag zu kaufen gab, war ein untrügliches Zeichen, dass man wirklich im Urlaub war - sonst hätte man auch gleich daheim bleiben können. Früher.

Zeitungen sind die große Welt. In New York die New York Times, in Paris Le Monde zu kaufen heiße, in die kosmopolitische Sphäre einzutauchen. Irgendwo auf der Welt in einem Internetcafé Spiegel Online lesen heißt, außen vor zu bleiben: "Dann erleben wir die Globalisierung."

Die ständige Verfügbarkeit von Informationen im Netz produziert nicht mehr, sondern weniger Geistesmenschen - Geist könne sich nur bilden, wo Mangel und Aufschub ist, vermutet Angele. Die gedruckte Zeitung wird weiterhin existieren - aber eben nicht mehr als Massenprodukt, weil alle genannten Vorzüge mit der Zeitung verschwinden werden, ebenso wie die Zeitungssüchtigen, die sie schätzen und sich ihrer erinnern.

Einer der letzte ist der Theatermacher Claus Peymann, der sieben oder acht Zeitungen täglich liest. Mit ihm sprach Angele auch über dessen Weggefährten Thomas Bernhard - zu Lebzeiten ein wahrer Zeitungsfanatiker, der einmal 350 Kilometer im Auto fuhr, nur um eine aktuelle Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung zu erhaschen.

Angele zitiert aus einem Fernsehinterview, das mit dem Schriftsteller auf Mallorca geführt wurde:  Auf die Frage, ob er in den Zeitungen Informationen finde, die er in seinen Büchern verwerte, antwortete Bernhard: "Na sicher, es ist ja in den Zeitungen überhaupt alles zu finden, was es gibt. Das heißt alles, was eigentlich existiert, ist in den Zeitungen. Die Realität ist in den Zeitungen noch übersteigert. Die Leerstellen der Wirklichkeit sind in den Zeitungen noch ausgestopft." Er bevorzuge die Boulevardblätter: "Je scheußlicher die Zeitungen, desto mehr Gewinn ziehe ich daraus."

Angele zeigt: Eine gut gemachte Zeitung ist nicht einfach nur eine Ansammlung von Artikeln, sondern eine abwechslungsreiche Komposition - noch mehr, eine "Erzählung der Welt". Das geht verloren, weil zu viele denken, sie bräuchten das nicht oder könnten es sich von anderen Medien besser liefern lassen. Ein Irrtum.

Montag, 22. Januar 2018

Rodrigo Hasbún: Die Affekte

Der deutsche Bergsteiger und Abenteurer Hans Ertl war während der NS-Zeit Kameramann und Liebhaber Leni Riefenstahls. Nach dem Krieg bekommt er in Deutschland keinen Fuß mehr auf den Boden und entschließt sich, mit seiner Frau Aurelia und den drei Töchtern Monika, Heidi und Trixi nach Bolivien auszuwandern.

In Bolivien kommt der umtriebige, fast besessene Ertl nicht zur Ruhe und unternimmt sogleich eine Expedition in den Urwald. Ertl verliebt sich in eine Assistentin, Heidi in einen Expeditionsteilnehmer. Monika teilt die obsessive Art der Vaters: Sie heiratet erst in jungen Jahren einen reichen, aber unerträglichen Deutsch-Bolivianer, wendet sich dann den Ärmsten zu, gerät ins Umfeld der Nationalen Befreiungsarmee Che Guevaras, wird nach dessen Ermordung Vertraute und Geliebte von dessen Nachfolger Inti Peredo und rächt dessen Exekution, indem sie den bolivianischen Konsul in Hamburg erschießt.

Die Ertls hat es wirklich gegeben. Die düstere Romanhandlung, die auf historischen Ereignissen basiert, wird aus den Perspektiven verschiedener Personen erzählt, darunter die drei Ertl-Töchter. Das Ganze ist atmosphärisch äußerst dicht, inhaltlich stimmig, sprachlich treffend und sehr mitreißend erzählt. Vielleicht eine Art Fazit: Enttäuschungen und Niederlagen begleiten uns - wir können ihnen nicht entfliehen. Schon gar nicht mit Gewalt.

Freitag, 19. Januar 2018

Rudolf Baumbach: Es war einmal

Was gibt es Geheimnisvolleres, als auf einem Dachboden ein verstaubtes Märchenbuch zu finden. Mit nie gehörten unwahrscheinlichen Geschichten in eine herrliche Zauberwelt abzutauchen und wie in einem Rausch darin zu versinken - herrlich!

Na gut, ich gebe zu, dieses Buch lag nicht in einer knarzigen Truhe hinter Spinnweben auf dem Dachboden, sondern wurde von mir ganz prosaisch im Internet ersteigert. Es war auch nicht verstaubt und abgegriffen, sondern präsentierte sich als wunderschönes rotes Prachtbändchen mit Goldschnitt.

Was der alte Rudolf Baumbach - ein Biedermeier-Vielschreiber des 19. Jahrhunderts, dem wir auch das schöne Studentenlied von der Lindenwirtin zu verdanken haben - hier geschaffen hat, lässt das Märchenherz höher schlagen. Seine Kunstmärchen sind zwar ausgefeilter und abwechslungsreicher als reine Volksmärchen, aber auch nicht übertrieben verkünstelt.

Zum Zauber trägt bei, dass Baumbach - der um Effekte wusste - in seine Traumwelten alles hineingepackt, was zur wohligen Märchenatmosphäre gehört. Er erzählt von Wiesengrund und Freischütz, gezinkten Würfeln und sagenhaften Goldschätzen, saligen Fräulein und Hexen, Magiern und Unholden, Missgunst, Verrat, Bluttaten und den verdienten Lohn der einfachen Leute.

Im ersten Märchen Der Krystall und die Hexe geht um ein rechtschaffenes Mädchen, das einen Kristall erhält, mit dem sie die geheimen Herzenswünsche aller lesen kann, die ihr über den Weg laufen. In Münchhausen und die drei Wilddiebe begegnet dem Leser die aus dem orientalischen Kontext bekannte großartige Lügengeschichte, in der der Erzähler als Krönung den Vater des Gegenübers auftreten lässt. Wunderbar ist die die Geschichte vom Mann, der die Siebenmeilenstiefel bekommt, deren Benutzung aber immer wieder aufschiebt, bis er schließlich seine letzte Reise damit antritt. Der verschüttete Keller ist ein hochpoetisches Trinkermärchen, Nicotiana ein recht skurriles Rauchermärchen.

Das ganze Buch: eine verzauberte, sprachschöne Märchen-Auszeit.