Wieso habe ich diese wundersame Geschichtentruhe, die seit Jahrzehnten in meinem Regal schlummert, einst von der Stadtbibliothek ausrangiert und von mir gekauft wurde, zwischenzeitlich in meinem Haus halb verbrannt ist, erst jetzt geöffnet?
Besser spät als nie. Celati schrieb Anfang der Achtziger diese Geschichten auf, die ihn von Bewohnern der Po-Ebene erzählt wurden.
Gute sind dabei, mittlere und schlechte. Von Menschen, die sich ausnutzen und über den Tisch ziehen lassen, von Menschen, die auf Kosten ihrer Eltern leben und als Glücksritter in der Welt unterwegs sind, von einem einsamen Mann, der in allen Büchern seiner Bibliothek per Hand den Schluss korrigierte, um sie glücklich enden zu lassen. Es geht eigentlich immer um die Anderen.
Diese Geschichten haben fast nie eine Pointe, keinen Spannungsbogen, keine Wendungen, keine Moral, kein Happy End. Wie Leben eben in Wirklichkeit ist oder was wie man eben vom Leben der anderen landläufig erzählt. Als Steinbruch, die Geschichten weiterzudrehen, sie als Versatzstücke eigener Erzählungen zu verwenden, ist das durchaus geeignet. Viel mehr aber auch nicht.
Wurden diese Geschichten, als sie Anfang der Achtzigerjahre aufgeschrieben wurden, als origineller empfunden als heute, da auf verschiedensten Kanälen Originelles zu finden ist? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Wir sind ja heute sehr verwöhnt. Bestätigt hat sich: Wie so oft im Wagenbach-Verlag hält der Inhalt nicht mit der schönen Aufmachung mit.