In ihrer 1964 erschienenen Autobiografie "Die Kinderbuchbrücke" beschreibt die Journalistin (1891-1970) ihre Rückkehr nach Deutschland, von wo aus sie als Jüdin einst nach England emigrieren musste. Nun soll sie sich als Angehörige der US Army mit Offiziersrang verantwortlich um die Re-Education der deutschen Frauen und Kinder kümmern.
Vom US-Hauptquartier in Bad Homburg aus bereist sie zerstörte Städte, erschrickt über den trostlosen Zustand ihrer Heimat Stuttgart. Vor allem die Lage der Kinder entsetzt sie.
"Die Geschichten, die sie erzählten, sachlich und unbewegt, die Erlebnisse, von denen sie berichteten: Erhängen, Erschießen, Mord, Raub, Verbrechen der niedrigsten Art, nichts war ihnen verborgen geblieben. Trotzdem waren ihre Augen Kinderaugen geblieben, das war das Wunderbare, kaum zu Fassende."
"Die Geschichten, die sie erzählten, sachlich und unbewegt, die Erlebnisse, von denen sie berichteten: Erhängen, Erschießen, Mord, Raub, Verbrechen der niedrigsten Art, nichts war ihnen verborgen geblieben. Trotzdem waren ihre Augen Kinderaugen geblieben, das war das Wunderbare, kaum zu Fassende."
"Als eine der Hauptmaßnahmen schlug ich eine Ausstellung der besten Kinder- und Jugendbücher verschiedener Nationen vor. ,Lassen Sie uns bei den Kindern anfangen, um diese gänzlich verwirrte Welt langsam wieder ins Lot zu bringen. Die Kinder werden den Erwachsenen den Weg zeigen.'"
In München hebt Jella Lepman eine einzigartige internationale Jugendbibliothek aus der Taufe, die bis heute besteht. Unglaublich, was sie im Nachkriegs-München alles anleiert: Eine von ihrem Weggefährten Erich Kästner geleitete Kinder-Theatergruppe, eine Kinder-UN, ein Buchrezensentenclub für Jugendliche und unendlich viel mehr. Jella Lepman sprüht vor Ideen, lässt sich von den Kindern anstecken und steckt wiederum diese mit ihrem Tatendrang an.
Nicht nur ein spannendes Stück Zeitgeschichte, sondern auch ein mit witzigen Anekdoten gespicktes Lesebuch. Jella Lepmann erzählt amüsant und scharfsinnig, wie sie (meist) Männern auf den Zahn fühlt, niemals locker lässt und dabei sehr oft erreicht, wovon sie träumt. Das macht allen Weltverbesserern Mut.