Mittwoch, 2. September 2020

Arturo Pérez Reverte: El Club Dumas


Roman Polanskis Verfilmung
Die neun Pforten habe ich bereits mehrmals gesehen, das Original von 1993 erst jetzt gelesen. Natürlich auch unter dem Gesichtspunkt, ob die Verfilmung gelungen ist, der Buchvorlage gerecht wird oder sie sogar - auch das gibt es - veredelt.

Der Bücherjäger ("cazador de libros") Lucas Corso (im Film: Dean Corso) erhält die Aufgabe, die Echtheit des Manuskriptes von Le Vin d'Anjou, des Originals eines Kapitels von Alexandre Dumas' Die drei Musketiere, zu überprüfen. Bei dieser Mission begegnet ihm das uralte Werk über die Neun Pforten, in dem Teile angeblich von Satan selbst stammen und dessen Urheber wegen Teufelsanbetung auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Eine Nebenhandlung, die im Roman gegenüber dem eigentlichen Handlungsstrang rund um Dumas immer wieder in den Hintergrund tritt.

Dieser Dumas-Plot wiederum fehlt im Film völlig, eine mutige und richtige Entscheidung der Drehbuchautoren. Denn diese Handlung um einen illustren Club der Fans von Abenteuergeschichten ist einfach verwirrend, konstruiert, wirkt nicht stringent. Auch, wenn er dem ganzen vielleicht ein Augenzwinkern, eine humorvolle Note und Leichtigkeit hinzufügen sollte.

Im Film gibt es dafür einen völlig bekloppten Schluss um eine Sekte durchgeknallter Teufelsanbeter. An dieser Stelle bleibt das Buch rätselhafter, undurchsichtiger, philosophischer. Wen im Film stört, dass Corso unentwegt Zigaretten raucht, während er wertvollste Bücher durchblättert - das ist im Roman auch so.

Verständlicherweise wird hier ausgiebiger und genüsslicher über das Medium Buch diskutiert und sinniert, das Schreiben und das Erzählen, aber auch über alles, was sich zu Druck, Einband, Illustration, Erhaltungszustand von Büchern sagen lässt, über Marktpreise und Provenienz, Auktionen, Sammlerleidenschaft und die Marotten von Bibliophilen. In vieler Hinsicht wird Umberto Ecos Der Name der Rose als Vorbild für diesen Abenteuerroman überdeutlich. Der "profesor de semiótica en Bolonia" sitzt sogar einmal mit am Tisch, als die Dumas-Jünger sich versammeln.

Besonders schön ist der Bibliomane Victor Fargas gezeichnet. In seiner riesigen Villa hat der jämmerlich verarmende Büchersammler wertvollste Inkunabeln und Handschriften auf dem Boden aufgereiht. In regelmäßigen Abständen muss er unter größten Schmerzen einen seiner Schätze verkaufen, um überhaupt überleben zu können. Es ist, als wähle er eines seiner Kinder aus, das dann zur Schlachtbank geführt wird.

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