Was um Gottes Willen ist hier passiert? Fünf alte Schulfreunde, die ein Wochenende auf der Berghütte verbracht haben, steigen ins Tal und finden eine Welt vor, in der nichts mehr ist wie früher. Abgebrannte Häuser, zertrümmerte Autos, verkohlte Fabriken, aufgedunsene Leichen.
Aber die Frage nach dem Warum stellt sich den fünf Männern, die müde, frierend und hungrig durch das Tiroler Voralpenland streifen, nicht mehr. Sie wollen überleben – wozu eigentlich? „Wir sind ein über mehrere Körper verteilter Wille geworden, und neben dem Teil dieses Willens, den jeder von uns in sich trägt, ist kein Raum mehr für irgendetwas anderes. Wir wollen leben“, sagt der Erzähler. Immer weiter quälen sie sich, nur um immer mehr Zerstörung und Hoffnungslosigkeit zu erfahren. Nachts erinnern sie sich an eine Zeit zurück, in der ihnen noch Sattheit und Überdruss das Leben quälend erschienen ließ. Am Tag werden sie zu Vergewaltigern, Mördern und Kannibalen.
Der 37-jährige Heinz Helle hat mit „Eigentlich müssten wir tanzen“ eine Endzeitvision geschaffen, die in Zeiten, da Krieg und Flucht immer präsenter werden, bedrückend aktuell scheint. Nüchtern und unterkühlt ist die Sprache, manchmal sarkastisch. Eben so, wie junge Männer miteinander sprechen. Helle wirft in seiner düsteren Apokalypse eindringend die Fragen nach den Grenzen des menschlichen Willens, der Sprache und der Freundschaft auf.
Erschienen in: Schwäbische Zeitung
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