Sonntag, 22. Dezember 2024

Kai Meyer: Die Bibliothek im Nebel

Ein bibliophiler Roman des Viel- und Bestsellerschreibers Kai Meyer, abwechselnd erzählt in den Jahren 1917, 1928 und 1957. Schauplätze sind Sankt Petersburg, Leipzig, die Côte d’Azur, Paris, ein Ostseeschiff und das finnisch-sowjetische Grenzgebiet. Im Mittelpunkt steht Mara, ein Mädchen aus Karelien, dass sich für barbarischen Missbrauch ebenso grausam rächt. Gut, dass ihr vergiftete Tinte aus einer „Narrenbibel“ in die Hände gefallen ist. Kennen wir das nicht aus „Der Name der Rose“? 

Klar, hier dürfen nicht allzu hohe Ansprüche an lebendige Sprache gestellt werden. Die gewählten Bilder sind oft schief, die vielen, vielen Klischees ärgern ein wenig. Macht nichts, einfach schnell drüber weg lesen. Aber, dass der Mann Bestseller schreibt, kommt nicht von ungefähr.

Hier passt nämlich vieles einfach perfekt: das Timing stimmt, die perfekte Komposition von Spannungsbögen erinnert an Carlos Ruiz Zafon oder Guillaume Musso. Dazu wartet er mit wunderschönen Szenerien auf: eine riesige Bibliothek in einer verfallenen Schlösschen an der französischen Mittelmeerküste, eine unheilvolle Wahrsagerin, mordende Menschenhändlerbanden, ein Puppentheater, eine Fahrt auf dem Seelenverkäufer, nimmermüde Druckereien und viele Bücher - darunter ganz prominent Georg Heyms Umbra vitae.Unterhaltsam! Leseempfehlung.

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