Mittwoch, 6. August 2025

Emanuele Coccia: Die Wurzeln der Welt

Emanuele Coccia, italienischer Philosoph und Professor für Philosophiegeschichte in Paris, veröffentlichte dieses Werk 2016. Der französische Titel, der übersetzt Das Leben der Pflanzen – eine Metaphysik der Mischung lautet, trifft den Geist dieses Werks besser. 

Denn diese weitgehend im akademischen Stil gehaltene Abhandlung ist nicht nur eine Philosophie der Pflanzen, sondern eine Philosophie des kosmischen Lebens in seiner Gesamtheit. Alles mischt sich, alles taucht ineinander ein und gestaltet sich dadurch gegenseitig. Jede Aktivität ist Weltgestaltung. Die Pflanzen sind nur das sichtbarste Beispiel dieser Welt, in der alles Kontinuum – nichts Individuum und nichts nur zugehörige Umwelt – ist. Grenzen zwischen Mensch (oder auch Geist) und Umwelt (oder Materie) existieren nicht. 

Alles atmet gemeinsam diese Durchdringung: "Die Welt ist Atem und alles, was in ihr existiert, existiert als solcher." Coccia zeigt das am Blatt, mit welchem die Pflanze Photoynthese betreibt, auf.  Die Atmosphäre ist zu verstehen als "die Welt als Realität der Mischung, innerhalb derer alles atmet." 

  Die Wurzel wiederum ist die Extremität eines auf die Sonne bezogenen Kosmos. Sie "erlaubt es der Sonne – und dem Leben –, bis ins Mark des Planeten vorzudringen, den Einfluss der Sonne bis in seine tiefsten Schichten voranzutreiben." 

Coccia schafft es, seine wenigen prägnanten Botschaften eindringlich zu vermitteln. Ein bahnbrechendes philosophisches Werk. Faszinierend – und für sich allein mustergültig – ist die kurze Einlassung zu philosophischem Schreiben im Schlusswort.

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