Dienstag, 11. Juli 2023

Urs Widmer: Der Geliebte der Mutter

In dem 2000 erschienenen Roman des 2014 verstorbenen Schweizer Autors berichtet der Erzähler über genau dies: den Geliebten seiner Mutter. Einen Dirigenten, der es aus armen Verhältnissen zu großem Ruhm und Reichtum bringt. Während die Mutter, die dem Dirigenten lebenslang mehr als zugetan ist, aus einer gesicherten Existenz mehr und mehr ins Bodenlose stürzt.

Das Leben der Mutter wird vom Dirigenten bestimmt: Seinem "Jungen Orchester" widmet sie ihre ganze Schaffenskraft, lässt sich benutzen, darf für eine kurze Affäre herhalten, wird vom Dirigenten, dem diese Affäre eine bedeutungslose Randnotiz ist, zur Abtreibung gedrängt. Oder nicht? Was stimmt von dem, was die Mutter an den Sohn weitergibt? Ist der Dirigent der Vater des Erzählers? Wenn nicht, warum ist von seinem wirklichen Vater an keiner Stelle die Rede? Vieles bleibt geschickt im Unklaren. Widmer schildert in starker Sprache den Verfall der Mutter, die dem Dirigenten auf Gedeih und Verderb - verfallen - ist, bis zu ihrem Selbstmord. Ein lesenswertes Stück deutscher Literatur.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen