Wetten? Wenn Sie dieses Buch durchgelesen haben, werden Sie Lust haben, noch einmal von vorne zu beginnen? Iris Wolff erzählt von Leonhard, genannt Lev, und seiner Jugend in Siebenbürgen zur Zeit des rumänischen Kommunismus und dessen Zusammenbruches. Aber sie erzählt die Handlung rückwärts – das nächste Kapitel liegt chronologisch immer vor dem vorhergehenden. Und sie wendet diese Technik meisterhaft an.
Die Autorin, geboren in Hermannstadt, kam selbst achtjährig aus Rumänien nach Deutschland. An der Geschichte von Lev und dem Mädchen Kato, die eine tiefe Freundschaft verbindet, macht sie in erfahrbar, wie über die Jahre Gewissheiten und Identitäten zerbrechen. Alles spitzt sich auf die Frage zu: bleiben oder weggehen?
Wolff gelingt ein packendes Spiel mit der deutschen Sprache, die sie als kostbares poetisches Gut behandelt - fast als drohe sie, mit einer Minderheit unterzugehen. Einem Kapitel stellt sie ein ungarisches Sprichwort voran, das übersetzt heißt: Hier hast du nichts, halt es fest.
Iris Wolff: Lichtungen. Klett-Cotta, 256 Seiten, 24 Euro
Erschienen in Schwäbische Post / Gmünder Tagespost, 20. März 2024
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