Mittwoch, 30. Mai 2018

Fredrik Backman: Ein Mann namens Ove

"Ein Lothar Matthäus spricht kein Französisch."
Lothar Matthäus

So war es immer und so wird es unverrückbar sein bis in alle Ewigkeit. Genauso geht es mit einem Mann namens Ove in diesem herzzerreißenden Roman des Schweden Fredrik Backman. Ove ist ein grummeliger Blockwart um die 60, der Falschparker aufschreibt und für jeden ein missmutiges Wort parat hat. Ove weiß genau, was ein Mann namens Ove tut und ganz bestimmt niemals tut. Ove fährt Saab und sicher kein anderes Auto. Ove weist Schwachköpfe zurecht. Ove schwärzt aber keine anderen Menschen an. Ove lässt sich andererseits auch von niemandem etwas gefallen - am wenigsten von Bürokraten in weißen Hemden, die alle Welt bevormunden möchten.

Oft hat Ove Lust, einfach nur noch zuzuschlagen. "Schlagen, immer weiter schlagen, bis auch der letzte Schwachkopf am Boden lag." Aber woher kommt dieser Groll? Der Roman erzählt Oves Leben, ein Leben voller Niederlagen, Rückschläge, himmelschreiender Ungerechtigkeiten. Eigentlich zu viel für einen Mann namens Ove. Wäre da nicht Sonja, die wunderbare, intelligente, fantasie- und liebevolle Frau, die das Leben mit ihm teilt und sich selbst durch schlimmste Schicksalsschläge - einen schweren Unfall, der sie ihr ungeborenes Kind kostet und gelähmt zurücklässt - nicht von ihrem Optimismus abbringen lässt. Sie liebt ihren Ove, ihren "unflexibelsten Menschen auf der ganzen Welt". Doch dann stirbt Sonja und Ove kann nicht mehr. Sie schicken ihn vorzeitig in Rente. Ein Mann namens Ove beschließt, sich das Leben zu nehmen.

Im wahren Leben würde ein älterer Mann wie Ove in einer Reihenhaussiedlung völlig vereinsamen und sich womöglich wirklich das Leben nehmen. Aber in Backmans Märchen taucht plötzlich die Rettung in Gestalt einer schwedisch-iranischen Nachbarsfamilie auf. Jeder neue Selbstmordversuch misslingt, stattdessen gewinnt Ove jedes Mal neue Freunde. Immer mehr Underdogs aus der Siedlung scharen sich um ihn. Ove wird zum Lebensretter, zum Katzenhalter, schließlich zum Opa. Ein bisschen flexibler wird er schon, auf seine alten Tage - aber er bleibt auch seinen Prinzipien treu. Natürlich. Gut so. Und Sonja kommt auch nochmal vor. Aber na ja, alles will ich nun auch nicht verraten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen