Donnerstag, 5. Juni 2025

Gustave Flaubert: Bibliomanie

Eine kleine Schrift des damals 15-jährigen Gustave Flaubert. Schauplatz Barcelona im 19. Jahrhundert. Der  abtrünnige Mönch Giacomo ist voll und ganz den Büchern verfallen. Der Wahn, das eine, geliebte Buch zu besitzen bringt ihm und allen, die damit in Berührung kommen, Verderben und Tod.

Wenn Menschen heute auf Social Media stapelweise Bücher vorzeigen, die sie nie und nimmer gelesen haben können, dann ist das nicht neu. Hier ist einer, der gar nicht einmal lesen kann. Es geht ihm nur um das Äußere der Bücher. Auch wenn man sagen könnte, dass das ja nicht verwerflich sei, so ist es doch der Kern dieser Geschichte. Diese Giacomo versündigt sich an den Büchern, weil er ihr Inneres missachtet.

Diese etwas wirre Geschichte um einen wirren Geist wird durch die fantastischen Illustrationen von Burkhard Neie auf eine andere Ebene gehoben. Neue kombiniert Kalligrafie, Typographie (Aldo Manuzio ist unverkennbar), Comic und Linolschnitt-Ästhethik und beschwört in Braunschattierungen die ganze bedrückende Düsternis herauf, die diese Erzählung ausmacht. 

Erschienen in der Insel Bücherei in einem kleineren als dem jahrzehntelang üblichen Format. Ich habe selten ein schöner gestaltetes Buch gesehen. Ein Hand- und Augenschmeichler. Giacomo hätte seine Freude.

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