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Donnerstag, 13. Januar 2022

Gerhard Jäger: Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

 

Die Geschichte klingt nicht neu: Ein junger Historiker aus Wien zieht sich über den Winter in ein abgelegenes Tiroler Bergdorf zurück, um an einem Roman zu schreiben. Die Dorfbewohner nehmen ihn mit größtem Misstrauen und Ablehnung auf. Erst nach und nach scheint der Fremde, zaghafte Freundschaften zu schließen, eine stumme Frau, die alleine in ihrem Bauernhof lebt, zieht ihm besonders an. Der Winter entpuppt sich als schlimmster Schnee - und Lawinenwinter seit Menschengedenken, Häuser und Höfe werden verschüttet, Menschen sterben, das Dort ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Da geschieht ein Mord.

Die Geschichte ist in eine Rahmenhandlung eingebettet, in der ein 80-jähriger US-Amerikaner in Archiven und Originalschauplätzen das Schicksal seines Vetters, des Historikers Max Schreiber, recherchiert.

Der Roman erinnert in vielem an Robert Schneiders Schlafes Bruder von 1992, erreicht mitunter auch dessen sprachliche Wucht. Wie schon bei diesem - allerdings bild- und vor allem klangstärkeren - Vorbild, drängt sich die Frage auf: Wo ist die Grenze zwischen dem Archaisch-Alpinen und dem leeren Pathos, zwischen Märchen und Kitsch, zwischen Mythos und Klischee? Jägers Lawinenepos läuft ständig Gefahr, hier abzugleiten. Dennoch eine interessante, über weite Strecken sehr unterhaltsame Winterlektüre.

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