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Sonntag, 22. März 2020

Martin Mosebach: Der Nebelfürst

In 42 ebenso kurzen wie spannenden Kapiteln schildert Martin Mosebach hier die Abenteuergeschichte des Journalisten Theodor Lerner. Lerner existierte wirklich. Und wie im Roman unternahm er eine Expedition zur Bäreninsel südlich Spitzbergens, die damals als herrenlos galt. Er nahm sie in Besitz, indem er mitgebrachte Grenzpfähle einsteckte.

Rund um diesen historischen "Nebelfürsten" hat Mosebach eine hintersinnig humorvolle Geschichte gewoben. Bei ihm ist Lerner die begeisterungsfähige Marionette der Hochstaplerin Frau Hanhaus, die mit halsbrecherischen Versprechungen das ganz große Geschäft anzetteln will und immer wieder scheitert - aber, wie es solche Menschen an sich haben, den Kopf doch immer wieder aus der Schlinge zieht. Mosebach ist eine Art Don Quijote, der zwar keine Ritterromane liest, aber sich von Zeitungsartikeln und großen Versprechungen mitreißen lässt und deshalb manchmal tumb und hilflos durch die Handlung taumelt. Im Gegensatz zu Frau Hanhaus ist er wirklich ein Verlierer - auch wenn sich zum Schluss noch die eine oder andere Hintertür für ihn öffnet.

Wunderbare Charakterschilderungen machen dieses Buch aus: ein Laune machendes Porträt der Zeit in der deutsche Emporkömmlinge vom Weltreich träumten, während Pfeffersäcke das große Geld witterten. Besonders lesenswert sind die Passagen, in denen ein Maler namens Courbeaux einmal über die Kunst, verschiedene Arten von Schnee zu malen, referiert, um kurz darauf die unzähligen Schattierungen der Farbe Schwarz zu preisen, in der er eine afrikanische Varietétänzerin verewigt.

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