Seiten

Dienstag, 10. Dezember 2019

Joseph Jefferson Farjeon: Geheimnis in Weiß

Dieser britische Whodunnit-Krimi aus dem Jahr 1937 ist der perfekte Weihnachtsschmöker. Es schneit und schneit und schneit in England an diesem Heiligabend. Und der Zug, der in der Nähe des Dorfes Hemmersby seit geraumer Zeit außerplanmäßig hält, kommt weder vor noch zurück. Einige zufällig zusammengewürfelte Passagiere eines Dritte-Klasse-Abteils nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und versuchen, den nahe gelegenen Bahnhof zu Fuß zu erreichen.

Doch sie verirren sich heillos im Schneetreiben und sind schließlich froh, in der weißen Einöde ein Haus zu entdecken. Die Tür ist offen, es brennt sogar Feuer im Kamin - aber weit und breit ist kein Mensch zu entdecken. Notgedrungen lassen sie sich in dem heimelig eingerichteten Landhaus nieder. Ein schüchterner Buchhalter, der die kommenden Stunden fieberkrank in einem der Betten verbringen wird (die Beschreibungen von Thomsons skurrilen Fieberträumen haben echte literarische Qualität und machen diesen Krimi zu einem besonderen Juwel), ein Geschwisterpaar, eine Revuetänzerin, ein angeblich weit gereister Aufschneider und Mr. Edward Maltby, Mitglied der Königlich-Parapsychologischen Gesellschaft. Wie aus dem Nichts taucht auch noch ein grobschlächtiger, unsympathischer "Mr. Smith" auf.

An ein Fortkommen ist nicht zu denken. Während der Schnee das Haus immer mehr zudeckt, machen sich die unfreiwilligen Hausgäste daran, über die Rätsel nachzudenken, die sich umgeben. Was hat es mit dem brennenden Feuer und dem heißen Wasser im Teekessel auf sich? Wer ist der geheimnisvolle Mann mit den zynisch leuchtenden Augen auf dem Ölgemälde über dem Kamin? Verbirgt Smith etwas? Und ist der seltsame Schneehügel, den Maltby vor dem Haus entdeckt hat, wirklich eine eingeschneite Leiche? Die Gesellschaft rätselt, und der in übersinnlichen Phänomenen bewanderte Maltby führt dabei die Regie.

Schließlich erhält die illustre Runde in dieser Weihnachtsnacht noch weitere Gesellschaft und kommt, wie könnte es anders sein, mehreren Morden auf die Spur. Nicht alles kann geklärt werden - vieles bleibt ebenso rätselhaft wie Maltbys kühne Gedankengänge. Auch die beiden Polizisten, die sich am nächsten Tag zu dem Haus durchkämpfen, erfahren nur einen kleinen Teil der Wahrheit. Unaufgeregt, vertrackt, hintergründig und absolut unterhaltsam.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen