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Mittwoch, 21. August 2019

Rafik Schami: Die geheime Mission des Kardinals

Damaskus, November 2010: In der italienischen Botschaft wird ein Fass Olivenöl abgegeben. Darin schwimmt die Leiche eines Kardinals. Wer steckt hinter dem Mord? Islamisten? Die Mafia? Der Staat? Die katholische Kirche? Kommissar Barudi und sein aus Italien angereister Kollege Mancini ermitteln.

Wer nun einen klassischen Krimi mit knallharten Verhören zwielichtiger Verdächtiger in abgedunkelten Räumen erwartet, kennt den deutsch-syrischen Geschichtenerzähler Rafik Schami schlecht. Seine Kommissare schlürfen erst mal einen Mokka mit Kardamom und erkundigen sich dann nach dem Wohlbefinden der Großmutter. Dann wird ausgiebig geplaudert, gescherzt und sinniert. Das ganze Buch gleicht einem Gang durch einen üppig beladenen Basar der Anekdoten und Nachdenkereien. Die eigentliche Krimihandlung gerät dabei fast zur Nebensache.

Doch ganz so harmlos ist das, was hier in bunten Bildern erzählt ist, nicht: Schami lässt seine Mördergeschichte bewusst am Vorabend des syrischen Bürgerkrieges spielen. Wie beiläufig führt er dem Leser ein undurchschaubares Geflecht von zerstrittenen Religionen, Konfessionen und Sekten, Scharlatanen und Geschäftemachern, korrupten Eliten und brutalen Clan-Strukturen vor Augen – und lässt ahnen, wie das Land in die Katastrophe schlitterte.


Erschienen in Schwäbische Post / Gmünder Tagespost, 20. August 2019

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