Damaskus, November 2010: In der italienischen Botschaft wird ein Fass Olivenöl abgegeben. Darin schwimmt die Leiche eines Kardinals. Wer steckt hinter dem Mord? Islamisten? Die Mafia? Der Staat? Die katholische Kirche? Kommissar Barudi und sein aus Italien angereister Kollege Mancini ermitteln.
Wer nun einen klassischen Krimi mit knallharten Verhören zwielichtiger Verdächtiger in abgedunkelten Räumen erwartet, kennt den deutsch-syrischen Geschichtenerzähler Rafik Schami schlecht. Seine Kommissare schlürfen erst mal einen Mokka mit Kardamom und erkundigen sich dann nach dem Wohlbefinden der Großmutter. Dann wird ausgiebig geplaudert, gescherzt und sinniert. Das ganze Buch gleicht einem Gang durch einen üppig beladenen Basar der Anekdoten und Nachdenkereien. Die eigentliche Krimihandlung gerät dabei fast zur Nebensache.
Doch ganz so harmlos ist das, was hier in bunten Bildern erzählt ist, nicht: Schami lässt seine Mördergeschichte bewusst am Vorabend des syrischen Bürgerkrieges spielen. Wie beiläufig führt er dem Leser ein undurchschaubares Geflecht von zerstrittenen Religionen, Konfessionen und Sekten, Scharlatanen und Geschäftemachern, korrupten Eliten und brutalen Clan-Strukturen vor Augen – und lässt ahnen, wie das Land in die Katastrophe schlitterte.
Erschienen in Schwäbische Post / Gmünder Tagespost, 20. August 2019
Seiten
▼
Mittwoch, 21. August 2019
Mittwoch, 7. August 2019
Lucy Clarke: Das Haus, das in den Wellen verschwand
Spannend und stimmig erzählt ist diese Geschichte um eine zusammengewürfelte Gruppe Rucksackreisender, die auf einem Segelboot durch die Südsee kreuzt.
Auf der Blue segeln die Neuseeländer Aaron und Danny, der Franzose Joseph, der Deutsche Heinrich und die Kanadierin Shell gemeinsam Richtung Neuseeland. Die Handlung setzt auf den Philippinen ein, wo die beiden Engländerinnen Kitty und Lana (aus ihrer Sicht ist die Geschichte erzählt) zufällig auf die Blue stoßen und Teil der Crew werden.
Es wird gekifft, geküsst, gekocht, geplaudert, geschwommen, die Sonne glitzert und versinkt malerisch im Meer. Aber es gibt auch Streit, schwere See und Suchtprobleme. Langsam wird klar, was alle Reisenden gemeinsam haben: Sie sind vor etwas geflohen. Aber Danny sagt es richtig: "Man geht nicht zurück. Man geht weiter."
Dramatisch entwickelt sich die Situation auf der Überfahrt nach Palau: Plötzlich fehlt ein Mitglied der Besatzung. Was geschehen ist (ein Unfall? ein Verbrechen? Selbstmord?), erfährt der Leser nach und nach. Wie bei einem Puzzle, dessen Stücke sich zusammenfinden. Jeder, der schon eine große Reise unternommen hat, kennt das Gefühl, zurückgeworfen zu sein auf die Fragen: Was mache ich hier? Was ist mein Antrieb? Was bedeutet mir eigentlich etwas? Die Autorin lässt in ihrem geschickten Plot in zwei verschiedenen Zeitebenen die Motive, die hinter allem stecken, deutlicher und deutlicher hervortreten: Familie und Geld.
Nun ist Lucy Clarke keine große Stylistin. Das Buch liest sich manchmal wie die große Phrasenparade. Da macht sich Unbehagen in den Gedanken breit, Rucksäcke werden zigfach "gehievt", heiße Tränen rinnen über die Wangen, das Blut gefriert in den Adern. Rutscht auch das Herz in die Hose? Ich kann es nicht beschwören, bin aber fast ganz sicher, dass die Formulierung auch vorkommt. Ohne solche Fehlgriffe wäre das Das Haus, das in den Wellen verschwand noch besser.
Auf der Blue segeln die Neuseeländer Aaron und Danny, der Franzose Joseph, der Deutsche Heinrich und die Kanadierin Shell gemeinsam Richtung Neuseeland. Die Handlung setzt auf den Philippinen ein, wo die beiden Engländerinnen Kitty und Lana (aus ihrer Sicht ist die Geschichte erzählt) zufällig auf die Blue stoßen und Teil der Crew werden.
Es wird gekifft, geküsst, gekocht, geplaudert, geschwommen, die Sonne glitzert und versinkt malerisch im Meer. Aber es gibt auch Streit, schwere See und Suchtprobleme. Langsam wird klar, was alle Reisenden gemeinsam haben: Sie sind vor etwas geflohen. Aber Danny sagt es richtig: "Man geht nicht zurück. Man geht weiter."
Dramatisch entwickelt sich die Situation auf der Überfahrt nach Palau: Plötzlich fehlt ein Mitglied der Besatzung. Was geschehen ist (ein Unfall? ein Verbrechen? Selbstmord?), erfährt der Leser nach und nach. Wie bei einem Puzzle, dessen Stücke sich zusammenfinden. Jeder, der schon eine große Reise unternommen hat, kennt das Gefühl, zurückgeworfen zu sein auf die Fragen: Was mache ich hier? Was ist mein Antrieb? Was bedeutet mir eigentlich etwas? Die Autorin lässt in ihrem geschickten Plot in zwei verschiedenen Zeitebenen die Motive, die hinter allem stecken, deutlicher und deutlicher hervortreten: Familie und Geld.
Nun ist Lucy Clarke keine große Stylistin. Das Buch liest sich manchmal wie die große Phrasenparade. Da macht sich Unbehagen in den Gedanken breit, Rucksäcke werden zigfach "gehievt", heiße Tränen rinnen über die Wangen, das Blut gefriert in den Adern. Rutscht auch das Herz in die Hose? Ich kann es nicht beschwören, bin aber fast ganz sicher, dass die Formulierung auch vorkommt. Ohne solche Fehlgriffe wäre das Das Haus, das in den Wellen verschwand noch besser.