Der Ire John Boyne, Jahrgang 1971, hat 2006 diesen Roman über den Holocaust veröffentlicht. Er handelt vom neunjährigen Bruno, der mit seiner Familie nach Auschwitz zieht, wo sein Vater Lagerkommandant ist. Trotz Verbots nähert er sich dem Konzentrationslager und schließt Freundschaft mit Schmuel, dem gleichaltrigen „Jungen im gestreiften Pyjama“ auf der anderen Seite des Zauns. Die beiden sehen sich sehr ähnlich und könnten fast verwechselt werden, wenn Bruno nicht viel dicker wäre als Schmuel.
Mit Sicherheit ist dieses Buch irgendwo Schullektüre. Und die Lehrer und Lehrpläne, die das verordnen, haben ja auch Recht. Denn natürlich darf die Beschäftigung mit diesem schrecklichen Teil der Geschichte niemals aufhören. Aber muss das mit einem so eindimensionalen Buch geschehen? Ich beneide diese Schüler nicht. Denn Boyne - so nobel sein Ansinnen sein mag und so wichtig es ist, das Gedenken an Auschwitz immer wieder wach zu rufen - macht es sich zu leicht.
Er hat seinen Helden nämlich bewusst doof gestaltet. Ein tumber Tor, der nicht begreift, was da Ungeheuerliches um ihn herum passiert. Das funktioniert aber so nicht mit einem Neunjährigen, der immer nur von "Aus-wisch" und dem "Furor" redet, von den "schaumigen Getränken", die Erwachsene trinken und so weiter. Und der dann im nächsten Atemzug sagt: „Ist alles relativ, oder? Entfernung, meine ich.“
Hier ist ein Erwachsener, der sich überhaupt nicht in Kinder hineindenken kann. Das nimmt diesem Buch jede Glaubwürdigkeit, es geht einfach nicht auf und deshalb läuft diese gute Handlungsidee um ein unfassbar unmenschliches Geschehen ins Leere. Wahnsinnig schade.
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