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Donnerstag, 15. Dezember 2011

Ich und Kaminski

Von Daniel Kehlmann (2003). Die schöne Geschichte von Sebastian Zöllner, einem Angehörigen der Was-mit-Medien-Söldnergeneration und seiner Begegnung mit einem gealterten Maler namens Manuel Kaminski. Schreiber Zöllner hat die Chance, den zurückgezogenen und erblindeten Maler zu treffen und dessen Biografie zu verfassen. Den Kaminski, bei dem nur noch eine Kleinigkeit fehlt, dass die Illustrierten über ihn schreiben und seine Bilder im Wert steigen: "Er muss natürlich sterben."
Zöllner benimmt sich wie ein Trampel, der mit seiner Dummdreistheit normalerweise alles erreicht bei den Leuten - siehe die Kollegen Popliteraten und Poetry Slammer. Nur bei Kaminski und seiner Entourage beißt Zöllner eben auf Granit. Schön, wenn so einer Figur die dümmstmöglichen Missgeschicke passieren - die gemeinsame Reise zu Kaminskis ehemals großer Liebe wird nämlich zum lustigen Fiasko.

Sympathisch ist dieser Kaminski auch nicht gerade. So wie eben Künstler, die interviewt werden, nie wirklich sympathisch sind. Gerade alternde Künstler sind oft verbiesterte, unausstehliche Lustgreise und dazu spießig bis zum Gehtnichtmehr. Gut getroffen. Während Zöllner das ganze Buch hindurch gedemütigt wird, trifft es den widerlichen Kaminski immer nur ganz kurz. Dann aber heftig. Auf einer Vernissage erkennt ihn keiner. Seine alte Liebe kann partout nichts mit seinem Namen anfangen.

Ich wiederhole mich gerne: Wenn man sich als Leser so über das Verhalten von Romanfiguren aufregt, dann ist dem Autor etwas Großes gelungen. Gute Sprache, kein Wort zuviel, exaktes Timing. Da passt alles.

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