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Montag, 11. November 2024

Rolf Dobelli: Die Kunst des guten Lebens

Klar, denke ich mir, Rolf Dobelli, schnöseliger Schweizer Business- und Selbstoptimierungs-Guru… aber: Der Mann weiß offenbar wirklich einiges über das gute Leben. Ob er selbst eins führt, ist nicht so wichtig. Hauptsache, er kann erklären, worauf es ankommt 

Und das ist nichts Weltbewegendes (warum sollte es das auch sein). Das ist  Altbekanntes: Gelassen bleiben, sich nicht so wichtig nehmen, Unveränderliches akzeptieren, nicht an Äußerlichkeiten, Besitz, Ruhm kleben (spätestens mit dem Tod ist alles weg), im Hier und Jetzt leben.

Dazu: Weglassen, nicht zu allem und jedem eine Meinung parat haben, das wertvolle Gut Aufmerksamkeit nicht verschwenden, sinnlose Zeitfresser-Gadgets und Berieselung abstellen, gegenüber Mitmenschen nicht Authentizität, sondern Verlässlichkeit kultivieren, nicht übertrieben die eigene Gefühlswelt ergrübeln.

Und schließlich: Erreichbaren Zielen statt vermeintlichen Berufungen folgen, Erwartungen nicht übertreiben, in das eigene, eng umrissene Kompetenzfeld und die eigene „mentale Festung“ investieren, nicht immer die erstbeste Variante wählen. 

Alles simpel, alles nicht neu. Die drei Quellen, aus denen Dobelli hier schöpft, nennt er ganz explizit  in seinem Nachwort. Unverkennbar die philosophische Schule der Stoiker. Zweitens Investment-Literatur. Besonders sticht hier Warren Buffett heraus, der offenbar ein ähnliches Buch geschrieben haben muss, so oft wie Dobelli ihn zitiert. Drittens die Erkenntnisse der jüngeren psychologischen Forschung.   

Besonders ist, dass Dobelli Strategien zusammengetragen hat, praktische Lifehacks, die wirklich das Zeug dazu haben, das Leben glücklicher zu machen

Meistens geht es nur darum, um die Ecke zu denken, uns vielleicht ein bisschen selbst zu überlisten. Wenn wir es richtig anstellen, ärgern wir uns nicht mehr unnötig über Strafzettel und stellen mithilfe der mentalen Subtraktion (etwa, wenn wir uns intensiv vorstellen, wie es wäre, blind zu sein) fest, wie glücklich wir doch eigentlich sind.

Wir korrigieren und justieren unser Handeln ständig, denn nichts ist in Stein gemeißelt. Wir legen uns wenige, unverhandelbare Prinzipien zu. Und wir vermeiden Fehler. „Tun Sie nichts Falsches, dann passiert das Richtige“. Das könnte klappen, denn was falsch ist und uns unglücklich macht - davon haben wir eine viel klarere Vorstellung als vom Glück. 

Ja, manches ist banal, anderes leicht gesagt und schwer getan, manche Tipps widersprechen sich. Macht nichts, wer es gar nicht ausprobiert, verpasst etwas. 

Gut gefallen hat mir das Kapitel über das Bücherlesen. Der Autor  empfiehlt, als junger Mensch möglichst viel aus möglichst vielen verschiedenen Genres zu lesen, um sich einen Überblick zu verschaffen (habe ich gemacht), später dann nur noch sehr selektiv das zu lesen, was gut ist (versuche ich), das dann aber dafür gründlich (mache ich) und am besten zweimal (wieder eine gute Idee). Dieses Buch eignet sich auch zum zweimaligen Lesen. Definitiv.

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