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Sonntag, 21. Juli 2024

Christine Féret-Fleury: Das Mädchen, das der Metro las

Ein zauberhaftes Büchlein, was gar nicht zu sehr an der etwas zusammenhanglosen Rahmenhandlung liegt. Die geht nämlich so: Die introvertierte Juliette steigt auf ihrer Anfahrt mit der paariger Metro zur langweiligen Arbeit als Immobilienmaklerin zwei Stationen vorher aus, gelangt schnurstracks in das Haus eines Büchernarren, der eine Schar von Kurieren auf die Reise schickt. Ihre Aufgabe ist, jedem Menschen das Buch unterzujubeln, das ihr oder sein Leben verändert. Der Agenturchef beispielsweise bekommt Thoreaus Walden, hängt seinen Job an den Nagel und zieht sich in ein abgelegenes Haus am See zurück.

Richtig Spaß aber machen die poetischen, originelle Betrachtungen über Bücher, Lesen und alles, was damit zusammenhängt. Das findet hier weit mehr Platz und liest sich hinreißender als in den meisten anderen Werken dieses speziellen, von mir geliebten Genres. Die Autorin liebt Bücher, o ja.

Über Antiquariate:

„Der Buchhändler hinten in seinem Laden war nichts als ein gebeugter, stiller Schatten, ein grauer Rücken, von einer Asche aus Eintönigkeit bedeckt, vielleicht saß er schon seit Jahrhunderten so da, seit man dieses Haus erbaut hatte…“

Über Bücher 

„… mürrische gelehrte, Verliebte, entfesselte Furien, potentielle Mörder, und zarte Yundi rechten, zerbrechlichen jungen Mädchen, die Hand, Mädchen, deren Anmut mit jeder Wort reichen Beschreibung mehr zu viel. Manche Bücher waren wie stürmische, und rasierte Pferde, die mit einem davon galoppierten, während man sich klopfen, den Herzens an ihre Mähne klammerte. andere glichen Booten, die des nachts friedlich bei Vollmond über einen See glätten. Wieder andere waren wie Gefängnisse.“

Tja, und ich habe dieses Buch übrigens aus einer Kiste „Zu verschenken“ am Straßenrand gezogen. Es war noch ungelesen…

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