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Donnerstag, 30. Mai 2024

Christian Kracht: Faserland

Beim Wiederlesen für mein neues "Deutschland für Buchverliebte" (dort werden verschiedene Roman-Reisen abgebildet) habe ich festgestellt: Es steckt mehr Bleibendes in diesem Buch von 1995, das mir damals von zu vielen Tennis-Papa-Schnöseln gut gefunden und deshalb nur oberflächlich gelesen wurde.

Auch wenn manches nach 30 Jahren aus der Zeit gefallen ist - normal. Ein so naives Stolpern durch die Republik wie in der sorgenfreien Nachwendezeit ist heute undenkbar. Aber diese naive Figur, die sich für abgeklärt hält und das übertrieben zur Schau stellt, ist zeitlos. 

Wenn sich Krachts Held im Lufthansaflieger mit den in seinem Luxussakko (natürlich steht da eine Marke, aber die schaue ich jetzt nicht nach) gehamsterten Ehrmann-Joghurts vollsaut und schließlich einfach darüber hinweggeht, das erinnert schon sehr an Christian Reuters Schelmuffsky. Ein perfekter Schelmenroman. In 1979 kriegt der Bubi dann  die ersehnte Abreibung und muss im chinesischen Straflager die Maden aus seiner eigenen Scheiße fressen.

Kracht mag Pathos. Das ist am Ende (an Thomas Manns Grab) nicht zu übersehen. Und tritt in späteren Romanen noch deutlicher hervor. Ist halt so. Dafür kann er wirklich, wirklich schreiben.

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