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Mittwoch, 26. April 2023

Guillaume Musso: Und appartement à Paris

 

La vérité, c‘était parfois l‘histoire d‘une demi-seconde, surtout quand vous allez la chercher si loin...


...ich habe beim Lesen ja immer gehofft, dass jetzt mit einem Schlag eine vollkommen, eine komplett andere Wahrheit ans Tageslicht kommt, in einem Halbsatz nur, aber der große Knalleffekt ist diesmal ausgeblieben. Macht nichts, dieser Thriller von Guillaume Musso ist trotzdem von der ersten bis zur letzten Seite spannend, originell und durchdacht.

Witzigerweise habe ich das Buch in Paris (im modernen Antiquariat Book off in der Rue St. Martin, das leider zu seinem Nachteil umgestaltet wurde - Vorher-Nachher-Bilder auf meinem Instagram-Account bernhardhampp) gekauft, während einer Reise, bei der ich zweimal Opfer von Doppelbuchungen in Pensionen wurde: Genauso geht es den beiden Hauptfiguren in Un appartement à Paris: Eine ausgebrannte NewYorker Ex-Polizistin und ein missmutiger Theaterautor buchen ein und dasselbe Luxusappartement in der Rue Montparnasse.

Keiner von beiden will auf das Appartement verzichten, das einst dem gefeierten, aber früh verstorbenen Maler Sean Lorenz gehörte. Dabei tauchen beide in Lorenz' Lebensgeschichte ein, immer tiefer, erfahren von dessen entführtem Sohn, decken Ungereimtheiten auf und machen sich schließlich gemeinsam auf die Suche. 

Gaspard, der Theaterautor, weigert sich, ein Handy zu benutzen - ein schöner Kniff des Autors: Er muss im echten Leben recherchieren. Madeline, die Ex-Polizistin, müsste sich direkt nach dem Eingriff in der Kinderwunschklinik eigentlich schonen... aber wie soll das gehen? Unter den zahlreichen literarischen Anspielungen sind besonders diejenigen auf Goethes Gedicht vom Erlkönig sehr gelungen.

Donnerstag, 13. April 2023

Hermann Joseph Roth: Schöne alte Klostergärten

Erschienen 1996. Herzstück des Buches ist ein wirklich lesenswerter Essay des Natur- und Kulturwissenschaftlers Hermann Josef Roth, selbst Zisterzienser. Er stellt allgemeine Betrachtungen über das Verhältnis von Pflanze und Mensch seinen Ausführungen über die Entwicklung der Klostergärten vom Mittelalter bis zur Barockzeit voran. Alles, was an Zeugnissen von der Gartenkultur der Mönche und Nonnen erhalten ist - der Klosterplan von St. Gallen, der Plan des Kölner Dominikaners und Universalgelehrten Albertus Magnus, der selbst mit Pflanzen experimentierte, das Kräutergedicht des Reichenauer Abtes Wahlafrid Strabo oder das Kräuterbuch des früheren Kartäusers Otto Brunfels - stellt der Autor vor.

Gärten, das hält er fest, besitzen immer auch einen theologischen Sinn. Sie sind Raum für Betrachtung und Meditation. Den Pflanzen kommt stets religiös-symbolische Bedeutung zu - neben ihrer Nützlichkeit für die Liturgie sowie natürlich Ernährung und Heilkunde. Eine schöne Auflistung (sehenswerter) Klostergärten der in Deutschland, Österreich und der Schweiz rundet das Buch ab.

Dazu hat der Fotograf Werner Richner stimmungsvoll Klosteranlagen, Beete und bewachsene Kreuzgänge in ganz Europa eingefangen. Wirklich schade, dass die Bilder offenbar weitgehend unabhängig vom Text ausgewählt wurden und in keiner wirklichen Beziehung zu diesem stehen. Wäre es doch an einigen Stellen sehr sinnvoll gewesen, das Beschriebene bildlich vor Augen führen.