Anthony Horowitz - das weiß, wer diesen Blog regelmäßig liest - gehört zu meinen literarischen Helden. Und er bleibt es, auch wenn ich mich über diesen zweiten Band der Hawthorne-Reihe regelrecht geärgert habe.
Wer möchte nicht gerne wissen, was die Toten zu erzählen haben? Robert Seethaler befriedigt in seiner Geschichtensammlung Das Feld diese menschliche Neugier. Er
Menschen erzählen von den gleichen Sachverhalten komplett unterschiedlich. Es kommt darauf an, was sie hervorheben und ausblenden, worauf sie fokussiert waren und was sie gar nicht wahrnahmen. Sie erzählen von ihrem Tod oder ihrer Kindheit oder einzelnen Wendepunkten oder scheinbaren Belanglosigkeiten - je nachdem, welche Momente in ihren Leben sie als bedeutsam empfinden oder von welchen sie einfach noch einmal gerne erzählen möchten. Wie ein Mosaik fügt sich der Ort Paulstadt zusammen.
Alles, was hier gesagt wird, ist endgültig - wie sollte es anders sein? Die Erzähler haben buchstäblich keine Chance mehr. Aber keiner der Toten klagt an, alle klingen irgendwie mild (und ähneln sich insofern, dass sie alle nach Seethaler klingen). Die Meisterschaft des Autors ist seine lakonische, glasklare Sprache. Was erlebt und fühlt ein Sterbender nach einem Autounfall? Das ist wirklich spannend, und ja, man ist gierig darauf, es zu erfahren.