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Dienstag, 17. September 2019

Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex

Der Pariser Schallplattenverkäufer Vernon Subutex geht erst pleite, dann stürzt er vollends ab. "Als ihn die Einsamkeit schon eingemauert hat" fliegt er  aus seiner Wohnung und kriecht unter bei flüchtigen Bekannten, alten Freunden, Frauen, die ihn besitzen wollen, Langweilern, die zu spät Nein sagen, immer entfernteren Bekannten, landet auf Platte. Auf seiner Reise trifft er auf Pseudoerfolgreiche, Kaputte, Illusionslose, wütende Rassisten, transsexuelle Pornostars, unsichere Hipster, Abgestürzte, seit kurzem nicht mehr Angesagte, erwachsene Nerds, die sich noch ernsthaft mit Rockmusik befassen, Abgehalfterte, Sadisten, Jähzornige, Fanatiker, Wütende, Hübsche, Hässliche, Obdachlose.

Über all diesen Personen, allem was sie tun und denken, kreist die Erbarmungslosigkeit: "Niemand hilft dir auf dieser Erde. Weder die Kerle, mit denen du rumhängst, noch die Tussis, die deine Freundinnen sind, auch nicht die Jungs, denen du keinen runterholen wirst." Hier gibt es keine Gnade, kein Mitgefühl, kein Interesse über die eigene Person und die eigene Neurose hinaus.

Scharf beobachtet, gut recherchiert, Sozial- und Kapitalismuskritik dabei, schön auch der Blick durch das Schlüsselloch der Hippen, wenn man sich dafür interessiert. Das erinnert schon ein bisschen an den göttlichen Jean Genet. Aber es ist auch ein bisschen l‘art pour l‘art, ein eitles Gepose um die Eleganz des Kaputten.

Subjektiv muss ich sagen, dass ich immer wieder aus dem Buch geworfen wurde, es auch mal eine Woche liegen ließ, mich teils von Seite zu Seite geschleppt habe. Einfach deshalb, weil ich es als wenig packend empfand. Es werden hier keine originellen Geschichten erzählt, mir fehlen ganz einfach die Ideen, die überraschenden Wendungen, die Spannung, der Witz. Virginie Despentes hat auch noch einen zweiten und dritten Teil geschrieben - schlecht sind die ganz sicher auch nicht.

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