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Freitag, 1. Februar 2019

Michael Ondaatje: Kriegslicht


Der kanadische Autor Michael Ondaatje ("Der englische Patient", "Katzentisch") erzählt hier die Geschichte von Nathaniel und seiner Schwester Rachel, die 1945 in London von ihren Eltern alleine gelassen werden: Der Vater müsse beruflich  nach Singapur, die Mutter begleite ihn, sagt man ihnen. Die Kinder bleiben in der Wohnung, wo sich nun eine Reihe undurchsichtiger Männer um sie kümmert, allen voran zwei Gestalten, die sie den "Falter" und den "Boxer" nennen.

Der Roman erzählt Nathaniels Jugend aus dessen Sicht. Als Gehilfe des Boxers schmuggelt er Windhunde für Hunderennen - diese Schilderungen nehmen im Roman enormen Platz ein -, arbeitet als Tellerwäscher in einem Restaurant und verliebt sich dort in das Mädchen Agnes.

Wie aus dem Nebel schält sich die Wahrheit heraus, dass Nathaniels Mutter den Vater gar nicht begleitet hat. Sie war stattdessen im und nach dem Krieg als Agentin für den britischen Geheimdienst tätig. Was erzählt man den Kindern, was können sie glauben, worauf vertrauen, was sind Bezugspunkte? Nathaniel weiß es ebensowenig wie der Leser. Der Falter erzählt ihm von einem frühen Kindheitserlebnis, an das er sich partout nicht erinnern kann: Nathaniel habe eine Katze besessen, die ihm sein Vater umgebracht hat( wobei von umbringen nicht die Rede ist, so wie vieles einfach nicht erwähnt wird). Stimmt das wirklich?

Ondaatje schreibt: "Wir ordnen unser Leben dank kaum näher ausgeführter Geschichten. Als hätten wir uns in einer verwirrenden Umgebung verlaufen und sammelten nun, was unsichtbar und unausgeprochen war (...) und nähten das alles zusammen, um zu überleben, fragmentarisch und unbekannt (....)."

Der Erzähler springt wild zwischen den Zeitebenen, streut die entscheidenden Informationen - etwa den Tod der Mutter - beiläufig ein wie unachtsam preisgegebene Geheimnisse. Auch eine Aufsehen erregende Wendung am Schluss folgt diesem Erzählfluss. Dieser vielfach verrätselten und vertrackten Handlung zu folgen, ist durchaus ein Abenteuer.

Zwei Probleme habe ich damit allerdings: Warum ist die Sprache so holperig?

"Roses straffer Körper und ihr faltenloses Gesicht veränderten sich kaum im Lauf der Jahre, sie blieb schlank und schmal. Sie schien stets auf der Hut. Marsh Felon konnte nicht sagen, woher das kam, denn die Landschaft, in der sie aufgewachsen war, war friedlich, selbstgenügsam, hatte nichts Dringliches."

Wieder und wieder werden blutleere Substantive neben schwachbrüstigen Verben wie sein, haben, werden und bleiben aufgetischt. Vieles klingt pathetischer als nötig. Ob das auch im englischen Original auch so ist, kann ich nicht beurteilen, es liegt sicher nicht nur an der Übersetzerin.

Vielleicht trägt die Sprache dazu bei, dass mich dieser Roman - zweites Problem - nicht wirklich gepackt hat. Womöglich ist es so, dass sich alles Bruchstückhafte, Ungeordnete eben besser doch zu einem organischen Ganzen zusammensetzen sollte, etwas, das erzählt werden kann: Vielleicht fehlen hier einfach die guten Geschichten.

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