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Samstag, 18. November 2017

Walter Moers: Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr

"Dazu waren die Geschichten auch zu läppisch (...) wir griffen beide zu Routinetricks, erzählten alte Geschichten in neuen Variationen, knüpften gegenseitig an Geschichten des anderen an, traten erzählerisch auf der Stelle (...)."

Das ist kein Zitat aus Moers' neuem Roman Prizessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr, sondern aus seinem bahnbrechenden Klassiker der deutschen Literatur Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär von 1999. Es beschreibt, was im legendären Lügenduell zu Atlantis passiert, wenn beide Kontrahenten gezwungen sind, weiterzuerzählen, auch wenn ihnen nicht mehr das geringste einfällt. So wie es leider in diesem neuen Zamonien-Roman der Fall ist.

Prinzessin Dylia leidet an Schlaflosigkeit. Aber eigentlich ist es kein Leiden. Sie empfindet die Stunden, in denen sie vom Lärm des Tages verschont bleibt, wie "Urlaub von allem Unnötigen", denkt sich Pfauenwörter aus und erfindet unnütze Dinge in Regenbogenfarben. Da steht auf einmal ein Wesen vor ihr, das aussieht wie ein verschimmelter, blauer Blumenkohl. Havarius Opal heißt es und ist ein Nachtmahr. Mit dem Ziel, Dylia in den Wahnsinn zu treiben, nimmt Havarius die Prinzessin mit auf die Reise durch ihr eigenes Gehirn durch die Große Fissur,  schließlich in die Amygdala, wo die Angst zu Hause ist. Dylia erfährt dabei, dass das Träumen ein sechster Sinn ist und dass es sogar ein eigenes Traumiversum gibt.


Erwähnenswert sind die kunterbunten Illustrationen der jungen Lydia Rohde, deren Schicksal - sie leidet am chronischen Erschöpfungssyndrom - Moers zu diesem Buch inspiriert hat. Das ist aller Ehren wert. Aber so schablonenhaft und lustlos erzählt wie diese Hirn-Reise ist, eine solch eintönige Aneinanderreihung lascher Einfälle, Wiederholungen noch und nöcher, keinerlei dramatische Höhepunkte.... tja, soll man sagen: einschläfernd?


Natürlich geht Moers wieder unendlich liebevoll mit der deutschen Sprache um und erschafft wunderbare Begriffe wie das Niemalsweh - die Sehnsucht nach einem Ort, den man nie gelangen wird, weil er nicht oder nur in der Fantasie existiert. Leider sind aber diese Spielerein recht zusammenhanglos oder aufzählungsahft eingestreut. Sprachakrobatik alleine reicht eben nicht, wenn einem die Ideen ausgegangen sind, pardon, wenn einen das Orm verlassen hat.

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