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Donnerstag, 2. April 2015

Joanne K. Rowling: Ein plötzlicher Todesfall

Joanne K. Rowlings 2012 erschienener erster Roman für Erwachsene. Ich habe ihn mir in der Hörbuchversion von Christian Berkel vorlesen lassen.

Entspannte Lektüre im gemütlichen Sessel? Fehlanzeige. Das ist ein rabenschwarzes Sozialdrama, in dem am Ende nicht das kleinste Fünkchen Hoffnung bleibt.

Die Abgründe des Menschlichen - oder des Tierischen? - sind hier unvorstellbar tief. Alle haben Leichen im Keller. Unerfüllte Sehnsüchte, Komplexe und Ängste sorgen dafür, dass sich die Einwohner der Kleinstadt Pagford einander Wölfe sind.

Die Hauptfigur ist bereits tot: Barry Fairbrother, Gemeinderatsmitglied und Rudertrainer an der örtlichen Schule wird zu Beginn Opfer einer plötzlichen Hirnblutung. Um seinen Sitz im Gemeinderat entbrennt ein unerbittlicher Kampf, der bis aufs Messer geführt wird. Fairbrothers Todesfall soll nicht der einzige bleiben.

Aus den Harry-Potter-Romanen kennen wir die typische, weitschweifige Erzählweise, der wir hier genauso begegnen wie den Rowlingschen Wendungen, die unaufhörlich zwischen origineller Idee und Stilblüte oszillieren:
"...ein benutztes Kondom, das aussah wie der hauchdünne Kokon einer großen Made..."
"Ein Schweigen breitete sich über den Tisch wie ein frisches Tischtuch, makellos und erwartungsvoll."
"Ihr Katholizismus verlieh solchen Augenblicken immer etwas Pittoreskes."

Pittoresk oder makellos ist in diesem Roman gar nichts. Hier gibt es Männer, die ihre Kippen auf den Armen von Babys ausdrücken und Kinder vergewaltigen, verzweifelte Schülerinnen, die sich ritzen, weil sie brutalem Mobbing nicht mehr standhalten, Männern und Frauen, die sich gegenseitig unterdrücken, tyrannisiseren, betrügen, zur Weißglut treiben und schließlich zusammenbrechen. Die Reichen haben Macht, die Armen haben nichts und werden getreten.

Wie sehr wünscht man sich für so viele Figuren einen Zauberer Hagrid, der in Pagford auftaucht und sagt: Du gehörst nicht hierhin, in die unbarmherzige Welt der Muggels, in der dich die grausame, dumme Familie Dursley unterdrückt und gängelt. Du bist mehr, du bist ein Zauberer, du darfst in eine Welt kommen, in der Tapferkeit und gute Taten belohnt werden. Gibt's nicht. Hier ist alles trostlos, alles Muggel, alles Dursley. Und die Letzten beißen die Hunde.

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