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Montag, 28. April 2014

Gérard de Sède: Die Templer sind unter uns

Dieses Sachbuch mit dem Untertitel "Das Rätsel von Gisors" ist 1963 erschienen. Und schon damals fand der Autor den den legendären Schatz der Tempelritter. Na ja, nicht ganz. Aber er war eben nah dran. Ort des Geschehens ist die Burg von Gisors, im französischen Vexin, an der Grenze zur Normandie.

Der Journalist Gérard de Sède erzählt zu Beginn von seiner Bekanntschaft mit dem ehemaligen Gärtner und Burgführer Roger Lhomoy, der während des Zweiten Weltkrieges auf eigene Faust unter der Ruine buddelte und dabei eine unterirdische Kapelle mit Steinsärgen und Metalltruhen entdeckt haben will. Leider wurde der sagenhafte Fund von ignoranten und engstirnigen Behördenvertretern wieder zugeschüttet und bleibt bis heute verborgen.

De Sède vermutet nun, dass die Templer während der großen Verhaftungswelle 1307 ihren sagenhaften Schatz über eine alte Römerstraße von Paris zur Küste bringen wollten, um ihn über den Ärmelkanal nach England zu verschiffen. Weil sie aber in Gisors aufgehalten wurden, verbargen sie ihn in der nach geheimen Templerregeln erbauten Burg.

Ausführlich zu Wort kommt in dem Buch der "Hermetiker" Pierre Plantard, der vielen als Erfinder der Templer-Verschwörungstheorien rund um die sogenannte Prieuré de Sion gilt. In den Sechzigerjahren arbeitete er de Sède zusammen. Beide brachten schließlich in ihrem Buch "L'Or de Rennes"  die Gerüchte um Rennes le Château und das mysteriöse  Priorat auf. Damit wiederum schufen sie die Grundlage für die Verschwörungstheorien, die Lincoln, Baigent und Leigh 1982 ihrem Werk "Der heilige Gral und seine Erben" und später auch Dan Brown in seinem Thriller "Sakrileg" ausbreiteten.

Verglichen mit diesen Werken fehlt "Die Templer sind unter uns" noch der Charme, den die verblüffende Einfachheit und der Aha-Effekt dieser Theorien haben. Ist dort ein schillernde Figur wie der plötzlich zu Reichtum gelangte Dorfpfarrer Bérenger Saunière der Protagonist, muss hier noch ein durchgeknallter Gärtner herhalten. Dort ist es eine einleuchtende Verschwörungstheorie um die Nachkommenschaft von Jesus Christus und Maria Magdalena, hier sind es nur vage Spekulationen über eine Burg, die wohl nach komplizierten Sternen-Konstellationen angelegt wurde und einen Schatz, über dessen Substanz nichts weiter gesagt wird. 

"Die Templer sind unter uns"  liest sich spannend, auch wenn gegen Ende - speziell bei Plantards Ausführungen - keiner mehr durchsteigt. Die Geschichte des Templerordens ist aber sehr gut und übersichtlich zusammengefasst. Natürlich kommen auch - wie es sich für ein Werk zum Thema gehört - Hermetiker, Freimaurer, Alchimisten zu ihrem Recht.

Um noch einmal zu Burg von Gisors zu kommen: Wenn es stimmt, was meine oberflächliche Internetrecherche ergeben hat, so wurde unter der Burg offenbar bis heute nie nach der vermuteten Kapelle gegraben. Begründung: Grabungen würden die Statik der Ruine gefährden. Aber gäbe es denn heutzutage nicht - so zumindest meine laienhafte Vorstellung - andere Möglichkeiten, herauszufinden, was sich unter der Burg von Gisors verbirgt?

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