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Dienstag, 22. Dezember 2020

Charlotte MacLeod: Schlaf in himmlischer Ruh

Professor Peter Shandy flieht vor der Weihnachtszeit, in welcher in seinem Landwirtschaftscollege von Balaclava in Massachusetts die große Lichterwoche mit touristischem Weihnachtsbrimborium und -markt stattfindet, auf ein Kreuzfahrtschiff. Doch ein Maschinenschaden zwingt ihn zur vorzeitigen Rückkehr. Kaum in seinem Häuschen auf dem Campus angekommen, findet er dort die Leiche der Lichterwoche-Organisatorin und Hilfsbibliothekarin Jemima Ames hinter seinem Sofa, daneben eine Anzahl von Murmeln. Wollte sie nur Shandys provokative Weihnachtsbeleuchtung ausschalten und wurde Opfer eines Unfalls - oder ist hier ein Verbrechen geschehen? 

Shandy, der manisch alles zählt, merkt sofort: Da fehlt eine Murmel. Er beginnt zu ermitteln. Zur Seite steht ihm Helen Marsh, die ins Dorf kommt, um Jemima Ames Haus zu hüten, aber sogleich als neue Hilfsbibliothekarin eingestellt wird - und sich mit Shandy mehr als blendend versteht. Dann findet Shandy auch noch den Finanzchef des Colleges tot auf und plötzlich brennt das College-eigene Kraftwerk. Was keiner zunächst vermutet hat: Wertvolle Bücher spielen eine Hauptrolle in dieser vertrackten Mordgeschichte.

Der erste Krimi der US-Autorin Charlotte MacLeod (1922-2005) entstand 1978. Er ist wunderbar zeitlos, weil er auf moderne Technik und Actionelemente komplett verzichtet. Stattdessen spielen Allzumenschliches, skurrile Einzelgänger und verrückte Zufälle eine Hauptrolle. Ein richtiger (neu)englischer Krimi eben. Perfekte Weihnachtslektüre.

Sonntag, 6. Dezember 2020

Horst Evers: Es hätte alles so schön sein können

Joaaah, geht schon. Muss man jetzt aber nicht unbedingt gelesen haben.

Es muss ja immer gleich ein Roadmovie sein: Der 17-jährige Marco aus der niedersächsischen Provinz (da kommt Evers ursprünglich selbst her) beobachtet in seiner Freizeit am liebsten das Landbordell. Auf einmal fliegt eine Leiche aus dem Fenster. Irgendwie (der Grund ist klar) lässt er sich dazu hinreißen, der hübschen Jana beim Verschwindenlassen der Leiche zu helfen und so machen sich Jana, Marco, seine Freundin Mareike und der Tote im Kofferraum im BMW auf die Reise. Wenn ihnen da nur nicht ein Monsterrocker, der obendrein Grammatik-Nazi ist, auf den Fersen wäre...

Evers‘ Sprache ist in Ordnung, stilistisch meistens stimmig  (wobei, was soll das hier: „Verdammt. Ich knutschte schon wieder den Waldboden. Ungewollt.“), schöne Erkenntnisse über das, was Menschen antreibt und was Realität und Zeit mit ihren Träumen machen, sind eingestreut, immer wieder sind Pointen gut gesetzt (könnten noch mehr sein - ein Lesebühnenpublikum würde er damit nicht bei Laune halten). Aber halt die Handlung. Die hätte ein bisschen schöner - origineller - sein können.