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Freitag, 25. März 2016

Horacio Quiroga: Cuentos de la Selva

Ein Klassiker der lateinamerikanischen Geschichten- und Fabel-Literatur, der einerseits hervorragend in die mündliche Tradition der Cuentacuentos, der Geschichtenerzähler, passt und andererseits bereits im Jahr 1918 die Entwicklung des magischen Realismus in der Literatur vorbereitet.

Ich liebe alle Arten von Märchen und Geschichten, besonders, wenn sie doppelbödig und humorvoll sind und das Erzählen zur Verfühungskunst machen. Quiroga  ersinnt herrliche Figuren. Man sieht den Märchenonkel förmlich vor sich, wie er Gesten vollführt, Dschungeltiere nachmacht und den die Kinder im Halbkreis mit offenen Mündern anstarren, wenn er eine epische Schlacht zwischen den Rochen und den Tigern zum Leben erweckt.

Der Uruguayer Quiroga, der seine Urwaldgeschichten in Buenos Aires verfasste, lässt die Tiere sprechen. Menschen kommen zwar vor - aber nur als Störenfriede im ausbalancierten Dschungel-Ökosystem. Quirogas kauzige, schrullige, listige, egoistische aber niemals böse Dschungel-Urviecher sind aber eigentlich Menschen. Da ist ein alter Brillenkaiman, der so weise ist, dass er nur noch zwei Zähne im Mund hat und immer Rat weiß - auch wenn sich der am Ende als nicht besonders hilfreich erweist. Oder der Papagei Pedrito, der den verschlagenen Tiger offenherzig zum Tee einlädt und dafür teuer bezahlen muss.

Ein witziges Buch zum Lesen, Vorlesen und Erzählen - nicht nur für Kinder.